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Crash vor der Messe

Bravat bringt Rational zum Amtsgericht (Update)

17.09.2022 | 6:34

Am Tag vor Messebeginn musste Mano Bakhtiari, Geschäftsführer der Rational Einbauküchen Solutions GmbH, zum Amtsgericht Osnabrück, um dort einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen. Vorläufiger Verwalter ist Stefan Meyer (Tel.: 0541/357447-0) von der Kanzlei Pluta.

 

Im Unternehmen war am Freitagnachmittag niemand erreichbar, um die Hintergründe des Antrags zu klären. In den vergangenen Wochen war Rational ausführlich in der ostwestfälischen Gerüchteküche durchgekocht worden.

 

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten überraschen nicht, offenbart doch der Blick in die 2020er Bilanz, dass Rational mit über 22 Mio Euro überschuldet war. Die Patronatserklärung der neuen Eigner, der Bravat-Gruppe, die im April 2021 der italienischen Snaidero-Gruppe Rational abgenommen hatte, läuft zudem Ende September aus.

 

Ein größerer Stromausfall in Bruchmühlen soll kürzlich zu Serverproblemen geführt haben, wodurch auch die Buchhaltung und somit die Rechnungsstellung betroffen gewesen seien, heißt es.

 

Der Umsatz von Rational lag 2020 nur noch bei 13,9 Mio Euro. Zu Rational gehört auch Regina in Österreich sowie die britische Tochtergesellschaft Rational Built-in Kitchens Ltd. 

 

Update: Heute früh meldete sich auch Rational zu Wort. Auch die IT-Probleme werden erwähnt. Ohne Daten kann die Produktion bei Snaidero natürlich nicht laufen. Melle spricht von „einer erheblichen Beschädigung der IT-Server und einem irreparablen Datenverlust“. Geschäftsführer Bakhtiari lässt sich so zitieren: „In den vergangenen 14 Tagen haben wir alles versucht, um die IT-Probleme zu lösen. Dies ist kurzfristig leider technisch nicht möglich. Der Antrag war daher unumgänglich. Die Situation ist für alle Beteiligten, insbesondere die Kunden und Mitarbeiter, extrem belastend. Aber wir werden alles daran setzen, um gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Lösungen für unser Unternehmen zu finden. Wir sind in Kontakt mit unseren Kunden und werden diese laufend über die Entwicklungen informieren.“ 

 

Allerdings herrscht nun aufgrund des IT-Problems erst einmal Stillstand. Rational kann aktuell keine Aufträge bearbeiten oder Daten zu existierenden Aufträgen an die Produktion weiterleiten. Ab wann die Produktion der Küchen wieder aufgenommen werden kann, muss Rational offen lassen. „Aus diesem Grund hat die Geschäftsführung wegen des unvermeidbaren Umsatzausfalls und damit einhergehender drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Osnabrück die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt“, heißt es von Rational.

 

Rational beschäftigt 64 Mitarbeiter. Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind bis einschließlich August 2022 bezahlt. Der vorläufige Insolvenzverwalter werde die Zustimmung zur Insolvenzgeldvorfinanzierung bei der Agentur für Arbeit beantragen. Es sei „in jedem Fall geplant, trotz der aktuell sehr kritischen Lage für alle Verfahrensbeteiligten das Unternehmen zu erhalten, eine Liquidation zu vermeiden und schnellstmöglich eine Fortführungslösung für Rational zu finden.“ Hierzu werde der vorläufige Insolvenzverwalter auch einen offenen Investorenprozess einleiten, bei dem neben den aktuellen Gesellschaftern „auch alle in Frage kommenden in- und ausländischen strategischen Investoren sowie auch interessierte Finanzinvestoren motiviert werden sollen, Rational Küchen trotz des sehr schwierigen Momentums gleichwohl zu übernehmen und in eine gute und stabile Zukunft zu führen.“

 

Das kurzfristige Messe-Aus erklärt Insolvenzverwalter Meyer so: „In enger Abstimmung mit der Geschäftsführung mussten wir uns leider auch dazu entschließen, die Teilnahme an der am Wochenende beginnenden Küchenmesse abzusagen, weil es wenig Sinn macht, Kunden und Geschäftspartner zu empfangen, denen aktuell nicht belastbar aufgezeigt werden kann, wann es mit Rational operativ weitergeht und der Geschäftsbetrieb wiederaufgenommen werden kann.“   

 

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