Spezial Neue Ideen:
Wo steht die Branche? Zur Lage in Sachen digitaler Transformation
Der lange digitale Marsch
Digitalisierung kann jeder, digitale Transformation nicht: Unser Autor Sascha Tapken hat sich im Markt umgehört und umgeschaut und aufgespürt, wo es hakt auf dem weiten Feld der digitalen Transformation. Er hat viel gefunden und es hier aufgeschrieben. Ein Lagebericht zum Status der digitalen Transformation im Möbelmarkt.
26.03.2024


Sascha Tapken, Inhaber Home.Made.Storys, ist verantwortlicher Redakteur der Plattform Moebel Digit@l
Gerade hat mir ein etablierter Möbelhersteller wieder einmal sein Leid geklagt. Mit einem seiner großen Handelspartner habe er sich längst darauf verständigt, dass der Datenaustausch ausschließlich elektronisch vonstattengehen soll. Eine Nachbestellung trudelte aber doch wieder per Mail als PDF ein. Den Grund dafür wollte der Hersteller genau wissen und griff zum Smartphone. Ja natürlich, erwiderte sein Ansprechpartner schuldbewusst, er habe schon recht, aber leider war die verantwortliche Mitarbeiterin nicht ausreichend EDI-geschult und dann habe sie sich nicht getraut, bei ihrem Vorgesetzten nachzufragen, wie es denn funktioniere. „Dabei braucht es dafür nur ein paar Klicks und keine Raketenwissenschaft“, platzte es aus dem Industrieunternehmer heraus. Der menschliche Makel der Digitalisierung. Der Produzent muss ihn in diesem Fall ausbaden und den Auftrag manuell einpflegen. Das kostet Zeit, führt zu unproduktivem Aufwand und birgt zudem die Gefahr, Fehler zu verursachen. Das Beispiel zeigt den Unterschied zwischen Digitalisierung und digitaler Transformation: Digitalisierung kann jeder, digitale Transformation nicht.
Willkommen in der digitalen Realität 2024! Mein Eindruck: Der Graben wird größer. Auf der einen Seite gibt es in der Möbelbranche eine Transformations-Elite, die KI-Konferenzen besucht, jede noch so kleine Prozessoptimierung in Angriff nimmt und generell voll auf der Höhe der digitalen Entwicklung ist. Das gilt insbesondere für die Küchenindustrie. Aber auch die Otto Group stellte vor wenigen Wochen unmissverständlich klar: „Der strategische Einsatz der disruptiven Technologie (d.h. Generative AI) ist von überragender Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Handelskonzerns.“
Auf der anderen Seite gibt es sehr viel strapazierten Mittelstand, der gerade in der aktuellen Lage nicht weiß, wo ihm der Kopf steht, und nun auch noch unbedingt weiter digital transformieren soll.
Die Gründe für diese Überforderung im Möbel-Mittelstand sind vielfältig.
- Investitionskosten: Die Umstellung auf digitale Technologien erfordert oft erhebliche Investitionen in Hardware, Software und Schulungen für Mitarbeiter. Dies kann für mittelständische Unternehmen nicht nur finanziell belastend sein, denn auch in Implementierungsphasen muss das Alltagsgeschäft gewuppt werden.
- Anti-kooperative DNA: Der Möbel-Mittelstand ist es noch nicht gewohnt, auf breiter Ebene kooperativ zu denken und zu agieren. Eigenständigkeit und Unabhängigkeit waren viele Jahrzehnte hohe Tugenden der Unternehmensführung. Vernetzung auf unterschiedlichen Ebenen ist allerdings eine Voraussetzung für die digitale Transformation der gesamten Branche.
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Gerade hat mir ein etablierter Möbelhersteller wieder einmal sein Leid geklagt. Mit einem seiner großen Handelspartner habe er sich längst darauf verständigt, dass der Datenaustausch ausschließlich elektronisch vonstattengehen soll. Eine Nachbestellung trudelte aber doch wieder per Mail als PDF ein. Den Grund dafür wollte der Hersteller genau wissen und griff zum Smartphone. Ja natürlich, erwiderte sein Ansprechpartner schuldbewusst, er habe schon recht, aber leider war die verantwortliche Mitarbeiterin nicht ausreichend EDI-geschult und dann habe sie sich nicht getraut, bei ihrem Vorgesetzten nachzufragen, wie es denn funktioniere. „Dabei braucht es dafür nur ein paar Klicks und keine Raketenwissenschaft“, platzte es aus dem Industrieunternehmer heraus. Der menschliche Makel der Digitalisierung. Der Produzent muss ihn in diesem Fall ausbaden und den Auftrag manuell einpflegen. Das kostet Zeit, führt zu unproduktivem Aufwand und birgt zudem die Gefahr, Fehler zu verursachen. Das Beispiel zeigt den Unterschied zwischen Digitalisierung und digitaler Transformation: Digitalisierung kann jeder, digitale Transformation nicht.
Willkommen in der digitalen Realität 2024! Mein Eindruck: Der Graben wird größer. Auf der einen Seite gibt es in der Möbelbranche eine Transformations-Elite, die KI-Konferenzen besucht, jede noch so kleine Prozessoptimierung in Angriff nimmt und generell voll auf der Höhe der digitalen Entwicklung ist. Das gilt insbesondere für die Küchenindustrie. Aber auch die Otto Group stellte vor wenigen Wochen unmissverständlich klar: „Der strategische Einsatz der disruptiven Technologie (d.h. Generative AI) ist von überragender Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Handelskonzerns.“
Auf der anderen Seite gibt es sehr viel strapazierten Mittelstand, der gerade in der aktuellen Lage nicht weiß, wo ihm der Kopf steht, und nun auch noch unbedingt weiter digital transformieren soll.
Die Gründe für diese Überforderung im Möbel-Mittelstand sind vielfältig.
- Investitionskosten: Die Umstellung auf digitale Technologien erfordert oft erhebliche Investitionen in Hardware, Software und Schulungen für Mitarbeiter. Dies kann für mittelständische Unternehmen nicht nur finanziell belastend sein, denn auch in Implementierungsphasen muss das Alltagsgeschäft gewuppt werden.
- Anti-kooperative DNA: Der Möbel-Mittelstand ist es noch nicht gewohnt, auf breiter Ebene kooperativ zu denken und zu agieren. Eigenständigkeit und Unabhängigkeit waren viele Jahrzehnte hohe Tugenden der Unternehmensführung. Vernetzung auf unterschiedlichen Ebenen ist allerdings eine Voraussetzung für die digitale Transformation der gesamten Branche.
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