Papier, zumindest einige Sorten, ist nicht nur knapp, sondern auch extrem teuer geworden. Das betrifft auch uns selbst als Verlag. Philipp Welte, Vizepräsident des Medienverbandes der freien Presse sieht dadurch und durch andere Faktoren gar eine „ökonomisch substanzielle Bedrohung der freien journalistischen Medien“ (INSIDE 1139). Das betrifft aber auch viele andere Branchen wie die Medizin-, die Hygienebranche oder die Lebensmittelindustrie. Noch verschlimmern könnte sich die Lage bei einer Drosselung der Erdgasversorgung oder gar einem völligen Versorgungsstopp. In einem Youtube-Film, der in den sozialen Netzwerken rumgeht, erklärt Winfried Schaur, Präsident des Papierindustrieverbands, wieso ein Gas-Stopp die Papierproduktion in einigen Bereichen komplett lahm legen würde.
Dass die Baumarktkette Obi im Juni ihren letzten Print-Prospekt veröffentlicht hat und rein auf digitales Marketing setzte, dürfte ebenfalls mit der Lage am Papiermarkt zusammenhängen. Aber nicht nur. Den Ausstieg aus dem Prospekt haben sie in Wermelskirchen gleich zum Thema ihrer neuen Kampagne gemacht. Man muss seine Entscheidungen halt nur gut verkaufen.
Neun Gründe, „warum Du keinen Prospekt mehr von uns erhältst“: 1. Weil der Biber die Bäume zum Nagen braucht, 2. Weil 50 Jahre Obi-Wissen jetzt in der heyObi-App stecken, 3. Weil man persönliche Beratung nicht abdrucken kann, 4. Weil Dir Papier nicht zeigen kann, wie’s geht, 5. Weil wir eh immer mehr Ideen hatten als Seiten, 6. Weil man im Prospekt keine Handwerker buchen kann, 7. Weil große Projekte mehr Auswahl brauchen, 8. Weil Du nur mit heyObi immer sparst und 9. Weil wir lieber noch mehr für unsere Kinder tun – auf dem Obi Youtube-Kanal gibt es jede Woche Bastel-Tipps für Kinder.
Auch im Möbelhandel ist Prospektwerbung zuletzt weniger geworden — obwohl eine aktuelle Analyse von IFH Media Analytics und Media Central ergeben hat, dass der gedruckte Prospekt bei Verbrauchern nach wie vor am beliebtesten ist. Ikea hatte das Ende seines Printkatalogs bereits Ende 2020 angekündigt.