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Kein Abriss in Sicht

Volle Bücher bei Herstellern von Holzbearbeitungsmaschinen --

22.04.2022 | 8:11

Die Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen haben – mit Ausnahme der Delle im ersten Corona-Jahr 2020 – tolle Jahre hinter sich. Den krassen Einbruch während der Wirtschaftskrise 2009 haben die Unternehmen längst hinter sich gelassen. Rund um den Globus und in fast allen Segmenten – es lief. Vor dem Hintergrund befürchteter Auswirkungen des Ukraine-Kriegs hat der Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus VDMA seine Prognose für 2022 von +7 auf +4 Prozent (real) nach unten korrigiert. Die Fachgruppe Holzbearbeitungsmaschinen im VDMA bleibt erstmal bei ihrer Prognose von 5 Prozent. Wohl wissend, dass die Erwartungen mit einem großen Fragezeichen versehen sind.

 

Für das Jahr 2021 liegen noch keine offiziellen Produktionszahlen für den Standort Deutschland vor. In den ersten drei Quartalen lagen die Holzbearbeitungsmaschinenhersteller mit 16 Prozent im Plus. Man geht für 2021 davon aus, dass die Prognose von +20 Prozent gehalten werden kann. Und wie wird 2022? Dominik Wolfschütz, Referent für Marktforschung und -analyse beim VDMA, dazu: „Wie für den Gesamtmaschinenbau müssen durch den Krieg in der Ukraine alle Annahmen für die Aussichten im Jahr 2022 und vermutlich darüber hinaus auf den Prüfstand.“

 

Er rechnet vor: Russland, Weißrussland und die Ukraine machen für die deutschen Hersteller von Holzverarbeitungsmaschinen zusammen etwa 5 Prozent der Exporte aus. Die Bedeutung dieser Märkte hat seit der Krim-Annexion durch Russland aber schon stark abgenommen; in Bestzeiten waren es mal 17 Prozent. Bezogen auf den Gesamtumsatz der deutschen Maschinenbauer sind es um die 3 Prozent des Umsatzes, die bedroht sind. Gerade Holzwerkstoffanlagen-Bauer, Sägeindustrie oder auch Pellet-Ausrüster hatten zuletzt gute Geschäfte im Krisengebiet gemacht. Verbunden ist die Branche mit den drei Ländern auch über Nachbarländer. Beispielsweise beziehen Möbelhersteller im Baltikum oder in Polen Holzwerkstoffe aus dem Krisengebiet und könnten nun angesichts der Unsicherheiten vielleicht zögerlicher investieren. Da die Maschinenbauer im Holzbearbeitungsmaschinen-Segment aber durch die Bank weg volle Auftragsbücher haben, werde sich ein Einbruch in den drei genannten Ländern eher nicht im Gesamtumsatz widerspiegeln. Durch freiwerdende Kapazitäten könnten Projekte in anderen Ländern vorgezogen werden, so Wolfschütz.

 

Die Auftragslage, sie macht der Branche erstmal keine Sorge. Schwieriger ist die Rohstoffversorgung aus dem Krisengebiet. Stahl, Aluminium, Edelmetalle für Vorlieferanten – es fehlen Motoren, Spindeln und Zulieferprodukte. Hinzu kommt wie in vielen anderen Branchen die Problematik der Logistikengpässe und -kostensteigerungen, Verteuerung der Energie. Auf die Kundenbranchen bis hin zur Bauindustrie hat der Krieg natürlich ebenfalls zum Teil gravierende, aber in ihrer Auswirkung noch nicht abschätzbare Folgen, beispielsweise fehlende Vormaterialien wie Schnittholz oder Holzwerkstoffplatten. In der Parkettindustrie mussten Hersteller bereits Lieferunfähigkeit erklären. Hier wird man sich Investitionen zweimal überlegen. Betroffen von Engpässen sind auch die Paletten- und die Möbelindustrie. Und vor allem im skandinavischen Raum haben Abnehmer alle Russland- und Belarus-Aktivitäten eingestellt.

 

Insgesamt sind die Aussichten für die Branche noch immer bestens. Die guten Auftragspolster und die in Summe sehr gute Lage der Abnehmerindustrien sind dafür die Grundvoraussetzung. Dass die sekundären Verarbeiter durch den globalen Preisanstieg für Holzwaren unter starkem Ertragsdruck stehen, hat Wolfschütz auf dem Schirm.

 

Aber in jeder Krise ist eine Chance: „Dies erhöht den Druck, ressourceneffizienter zu produzieren.“ Mit entsprechenden Maschinen. Ähnlich positiv kann man den globalen Fachkräftemangel in der Holz- und Möbelindustrie auslegen. Er birgt nach wie vor eine große Chance für das Thema Automatisierung, so Wolfschütz. Treiber der guten Maschinenkonjunktur waren zuletzt querbeet eigentlich alle Abnehmerbranchen – und zwar weltweit. Positive Sondereffekte waren bei Lieferanten für den Holzhausbau zu beobachten. Hersteller von Brettschichtholz, Brettsperrholz oder Dämmplatten investierten viel. Auch Losgröße 1 in der Möbelindustrie war ein Treiber. Dieser Trend griff, so Wolfschütz, von der Küchenmöbelindustrie in Bereiche wie Türenindustrie, Bad- oder Büromöbel über.

 

Die massiven Investitionen der deutschen Möbelindustrie haben außerdem in anderen Ländern wie Frankreich und UK einen Push verursacht. Auch das neue Nobia-Werk in Schweden kann man als Antwort auf den Kapazitätsausbau der deutschen Küchenmöbelbauer werten, sagt Wolfschütz. Nach wie vor gut entwickelt sich auch das Geschäft mit Zulieferern der Möbelindustrie und Teilelieferanten von Schreinern und nicht zu vergessen das Standardmaschinengeschäft mit Schreinern. Nachdem im ersten Corona-Jahr der Exportwert der deutschen Maschinehersteller um 13 Prozent auf 2,1 Mrd Euro eingebrochen war, haben sich die Ausfuhren 2021 wieder etwas erholt und stiegen um 8 Prozent auf 2,29 Mrd. Bis auf den größten Exportmarkt China waren alle Top-10-Märkte zum Teil deutlich im Plus. Allen voran die zweit- und drittplatzierten Absatzmärkte USA (+28 Prozent) und Österreich (+24 Prozent). Als Exot findet sich Ägypten unter den wichtigsten Exportländern wieder. Hier wurden vornehmlich Anlagen für die Holzwerkstoffindustrie geliefert. In Summe beliefen sich die Ausfuhren nach Ägypten auf einen Wert von rund 80 Millionen Euro. Ebenfalls vom Anlagengeschäft geprägt waren die Exporte in die Türkei. Dass China beim Export etwas abfiel, führt Wolfschütz darauf zurück, dass der Markt von vielen Maschinenbauern über lokale Werke bedient wird. Das Geschäft derjenigen, die keine Werke im Land haben, ist durch die Einreiserestriktionen deutlich zurückgegangen.


 

 

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