Ikea hat angekündigt, eines seiner sechs großen Einrichtungshäuser in London zu schließen: Der Ikea in Tottenham/Edmonton soll zu einem noch nicht näher bekannten Datum dicht machen. Bei seiner Eröffnung 2005 war er der größte Laden der Schweden in Großbritannien. Zur Eröffnung wurde der Möbelhändler noch überrannt: 6.000 Briten wollten beim Start des 24-Stunden-Sonderverkaufs die begehrten Artikel ergattern – drei Mal so viele wie erwartet. Es kam zum Verkehrschaos, Menschen stellten einfach irgendwo ihre Autos ab, um für 45 Pfund an günstige Sofas zu kommen, notierte der Guardian. Auch sieben Jahre später, 2012, wurde Ikea in Tottenham überrascht. Damals strömten 4.000 Kunden zu einem Mitternachtsverkauf, der nach 30 Minuten abgebrochen werden musste – da gab‘s die Sofas sogar für 35 Pfund und eine Schlange von 1.000 Pkws berichtete der Evening Standard. Bilanz: 22 Verletzte, fünf mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Zwar fasziniert Ikea immer noch, aber der Händler hat festgestellt, dass die Kunden heute lieber online oder an Premium-Standorten einkaufen wollen. So begründet Ikea den Rückzug, kündigt an, die 450 Mitarbeiter an anderen Orten Londons einsetzen zu wollen, wo 600 Stellen entstehen sollen. Im Februar hatte die Ikea-Filiale in der Livat-Shopping Mall in Hammersmith eröffnet, mit Retailern wie Lidl als Nachbarn. Hier hat Ikea 170 Mio Pfund investiert. Der Online-Anteil an Ikeas Umsätzen in Großbritannien stieg von 19 Prozent (2019) auf zuletzt 44 Prozent an. In Kent wurde kürzlich deshalb auch die Logistik verbessert: Im dortigen Dartford ist ein Auslieferungslager für Online-Besteller aus der Großstadt London in Betrieb gegangen, das für den 24-Stunden-Auslieferungsservice für die Bewohner der Hauptstadt gedacht ist. Und für Herbst 2023 steht die Eröffnung des Ikea in der Oxford Street auf dem Plan – für den ehemaligen Topshop-Flagship hatten die Schweden kolportierte 300 Mio Pfund ausgegeben. In einem auf die kommenden drei Jahre angelegten Investitionsprogramm sollen 1 Mrd Pfund dort und andernorts in London ausgegeben werden. Spätestens wenn der neue Oxford-Ikea eröffnet, dürfte wieder mit hysterischen Kundenmassen zu rechnen sein.