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"Europa ist in vielen Dingen Vorreiter"

Homag-Vertriebschef Dr. Markus Vöge im INSIDE-Interview

20.10.2021 | 17:41

Bei Dr. Markus Vöge, Executive Vice President Sales & Service beim Schwarzwälder Maschinenbauer Homag, jagt ein Termin den nächsten. Gerade ging auch für Homag die digitale Ligna zu Ende. Noch im Oktober startet als Hybrid-Event der traditionelle Homag-Treff zunächst in Holzbronn (25.10. bis 5.11.) und später am ostwestfälischen Standort Herzebrock (17. bis 19.11.). Wir haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt, zwischendrin ein paar Fragen loszuwerden.

 

INSIDE: Die Homag Group und andere Maschinenbauer haben ihre Neuheiten im Frühjahr digital präsentiert – zum „eigentlichen“ Ligna-Zeitpunkt. Welche Bedeutung hatte vor diesem Hintergrund die digitale Ligna im Herbst?

Dr. Markus Vöge: Für Homag ist die Ligna die Leitmesse unserer Branche und wir sehen den digitalen Event als einen wichtigen Baustein, mit den Kunden in Verbindung zu bleiben und die Zeit bis zur Ligna 2023 zu überbrücken. Die Erkenntnisse aus diesem Event sind auch eine wichtige Basis für die Formatgestaltung der Ligna 2023, um diese zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Auf der digitalen Ligna haben wir wie gewohnt Lösungen basiert auf Maschinen, Software und Services vorgestellt – nur dieses Mal eben im Rahmen eines neuen Messekonzepts. Uns war somit aber dennoch möglich, sowohl kleinen Handwerksbetrieben als auch großen Industriebetrieben unsere ganzheitlichen Lösungskonzepte vorzustellen.

 

Für das INSIDE Spezial Zulieferindustrie haben wir u.a. ein Gespräch mit den Inhabern von Burnout Kitchen geführt, in dem es um den Aufbau der „perfekten“ Produktion von Anbeginn geht. Welche Bedeutung haben Themen wie die Teilenachverfolgung oder die Zurverfügungstellung von Soll- und Ist-Daten von Zuliefermaterialien in der Praxis? Welche Hemmnisse gibt es bei der Umsetzung? Sehen Sie hier Unterschiede zwischen Europa und anderen Regionen?

Die Teilenachverfolgung ist die Basis für optimale Produktionstransparenz in Verbindung mit den Maschinendaten (Zustände, Auslastungen, usw.). Durch sinkende Losgrößen, Individualisierung der Möbel und der Erwartungshaltung der Kunden, dass die Lieferzeiten kürzer werden, sind Lieferzeitaussagen und deren Einhaltung ein zunehmender Wettbewerbsvorteil. Regionale Unterschiede sind jedoch durchaus zu erkennen. Das Thema Nachverfolgbarkeit ist z. B. aktuell hauptsächlich ein europäisches Thema. In den USA liegt der Fokus auf Soll-Ist-Vergleichen. In Asien hingegen spüren wir nur vereinzelt Nachfragen zur Datenaufbereitung und Nachverfolgung – diese kommen von großen chinesischen Kunden.

 

Welche Unterschiede sehen Sie als Weltmarktführer generell zwischen Europa und anderen Kontinenten?

Europa ist in vielen Themen ein Vorreiter – getrieben durch die hohen Kundenansprüche an Qualität und Individualität. Der Unterschied dieser Anforderungen zu anderen Regionen der Welt wird jedoch zunehmend geringer. Bei den Themen hohe Lohnkosten und Fachkräftemangel sind mittlerweile kaum noch Unterschiede feststellbar.

 

In der Praxis: Wo liegen mit Blick auf die deutsche Industrie die wesentlichen Unterschiede in der Möbelproduktion heute im Vergleich zu vor ein paar Jahren?

Die wesentlichen Unterschiede liegen ganz klar in einer höheren Varianz, der steigenden Flexibilisierung der Fertigung und Automatisierung. In den nächsten Jahren wird diese Entwicklung weitergehen und Themen wie Nachhaltigkeit bzw. Reduzierung von Materialeinsatz und Energie werden weiter an Bedeutung gewinnen.

 

Wenn Sie ein Bild malen könnten: Wie würde die deutsche Möbelindustrie in zehn Jahren ausschauen?

Wenn ich zu diesem Thema ein Bild malen müsste, dann wäre es auf jeden Fall bunt, vielfältig und mit einer größeren Bandbreite an unterschiedlichen Geschäftsmodellen wie z. B. Kooperationen von kleineren Unternehmen bei Projekten.

 

Homag hat vor Kurzem bei Roomle investiert. Das Engagement bei einer Plattform, deren Lösungen sich letztlich an Endkunden richten, könnte man für einen Maschinenbauer als ungewöhnlich bezeichnen. Welches strategische Interesse steckt dahinter?

Wir haben unsere Lösungen auf die Segmente „Design to Order“ und „Configure to Order“ ausgerichtet – Innenausbau und individuelle Konstruktionen vs. flexibel konfigurierbare Produkte. Unser Ziel ist es, für beide Segmente durchgängige Lösungen zu bieten, und Roomle ergänzt unser Produktportfolio im Segment „Configure to Order“ optimal. Roomle bleibt als Unternehmen und Marke eigenständig und bietet für unsere Kunden eine weltweit führende und vollständig logische 3D-Konfiguration und Visualisierung.

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