Aus schon lange aktuellem Anlass
Das neue INSIDE Spezial Zulieferindustrie ist erschienen

Man muss sich nicht sprachlich so schief ausdrücken wie der bald ehemalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier, der in dieser Woche getwittert hat: „Soeben hat der Ampel-Zug den Bahnhof verlassen.“ Um im Bild zu bleiben: Bis der Ampel-Zug ankommt, werden noch ein paar Ampeln auf grün schalten müssen. Aber treiben wir das Lautmalerische an dieser Stelle mal nicht auf die Spitze.
Man kann es auch nüchtern sagen: Möbel und Küchen werden teurer. Das stellt den ganzen Markt vor große Herausforderungen. Möbel und Küchen müssen aber gleichzeitig, vor allem am Hochtechnologiestandort Deutschland, grüner werden, wenn auch zukünftige Käuferschichten auf ihnen sitzen, schlafen und Essen wollen sollen. Auf den Herbstmessen war green living das Megathema. Das ist es natürlich schon viel länger. Doch nun ist auch der letzte aufgewacht.
Viele Firmen aus der Zulieferindustrie bis in den Handel rein sind deutlich weiter, das sieht man jetzt, als man dachte. Viele fangen aber auch gerade erst an, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie vielleicht Ihren Footprint in den Griff bekommen, ohne durch teure CO2-Zertifikate in fünf Jahren pleite zu gehen. Manche sind auf dem Weg dann ehrlich – und sagen auch, dass sie gerade anfangen. Und andere stricken eine schnelle, flache grüne Story für eine nette grüne Messekoje, die ihnen wiederum bald um die Ohren fliegen wird. Egger-Vertriebschef Ulrich Bühler sagt das bezogen auf die Wirtschaft als Ganzes so im neuen INSIDE Spezial Zulieferindustrie, das an diesem Samstag erscheint: „Natürlich ist Nachhaltigkeit das zentrale Thema unserer Zeit. Aber die Komplexität wird oft nicht gesehen. Viele bleiben bei der Überschrift hängen. Viele konzentrieren sich dabei auch nur aufs Produkt. Und oft ist am Ende irgendein Zertifikat die schnelle Lösung. Doch damit tut man sich und vor allem der Sache keinen Gefallen.“
Wir haben für das neue Spezial, das seit Samstag auch hier zu lesen ist, so viele gute Gespräche geführt, dass wir gerne zwei Speziale aus ihnen gemacht hätten. Gut, das ist geschwindelt. Wir sind froh, das wir das vierte und letzte INSIDE-Spezial in diesem Jahr nun bald aus der Druckerei abholen können. Zwei prominente Gastautoren haben uns in der Produktion mehr als aus der Patsche geholfen. Sie haben uns Texte über nachhaltiges Handeln und alle brandaktuellen Fragen zur Lieferkette geschickt, die unser Spezial nachhaltig bereichern. Himollas Chefdesignerin Tamara Härty schreibt darüber, was sie bei Himolla bewegt. Und Andreas Bielefeld, langjähriger Produktentwicklungschef beim Küchenmarktführer Nobilia, hat uns eine ausgefeilte Abhandlung über das dialektische Verhältnis von (Zu-)Lieferant und Kunde in die Redaktion geschickt.
Zurück zur Ampel: Wir haben für das Spezial mit dem energiepolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Dr. Lukas Köhler, über die Haltung der Liberalen zum klimaneutralen Umbau der Wirtschaft gesprochen. Das Gespräch mit Köhler können Sie schon jetzt hier lesen. Zu den notwendigen Schritten zur Klimaneutralität haben wir zudem den Finanzexperten von Greenpeace, Dr. Mauricio Vargas, der lange Jahre auch als Senior Global Economist bei der Union Investment tätig war, befragt. Und wir haben viele praktische Beispiele gesammelt, was man tun kann und wohl auch muss, wenn man es ernst meint. Beispiele von Firmen, die auf dem Weg gerade losgelaufen sind – und von Firmen, die schon weitvorangekommen sind. Mit dabei: Hettich, Westag, Emma, Rummel, EuroComfort, Polipol u.v.m.
Beeindruckt hat uns in der Redaktion auch das Zusammentreffen mit Nils Wagner, Mitglied der Inhaberfamilie des fränkischen Milliardenkonzerns Rehau. Wagner hat lange Jahre in USA und China gelebt und gearbeitet. Er sagt: „Wenn man nach vielen Jahren in Asien wieder nach Mitteleuropa zurückkommt, schätzt man das Wertefundament. Das ist mit vielen Vorteilen und Stärken verbunden. Aber auf der anderen Seite sieht man, wie schnell sich Märkte verändern. Nicht nur durch eine Pandemie, sondern auch durch digitale Disruption. Und da muss ich schon feststellen, dass sich gerade traditionelle Industrieunternehmen oftmals nicht besonders stark mit diesen Themen auseinandersetzen. Es wird auf die Vergangenheit gesetzt, auf diese Stärken, und wenig Zeit und Energie in mögliche zukünftige Entwicklungen gesteckt.“
Auf einem großen und relevanten Feld hat die deutsche Einrichtungsbranche noch die Chance, sich in Zukunft weltweit abzusetzen, darin sind wir uns nach diesem Spezial sicher: sauber produzierte und vertriebene Möbel und Küchen.
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