Bericht aus Berlin: MHK
Tom Astor am Morgen, Ralf Schmitz am Abend
Am ersten Oktoberwochenende beim ersten MHK-Kongress seit Pandemiebeginn – ging es für Dreieicher Verhältnisse ruhig zu im Estrel in Neukölln. Es war eine rein nationale Veranstaltung, bei der einiges anders war als früher, aber auch vieles gleich blieb.
Was MHK an diesem Wochenende in Berlin zelebrierte, war kein Ersatz für das ausgefallene Jubiläum zum 40-jährigen Bestehen, auch wenn der eigentlich fürs Vierzigste vorgesehene Jubiläumswein ausgeschenkt wurde. Die nächste große Jahreshauptversammlung mit allen europäischen Gesellschaften soll, wenn nichts mehr dazwischen kommt, vom 1. bis 3.4.2022 stattfinden.
Mit 1.600 Gästen waren in diesem Jahr laut MHK-Chef Werner Heilos 300 bis 400 Leute mehr dabei als in der ursprünglichen Konzeption vorgesehen. Vollständig angetreten ist die Industrie. Auf der Kongress und Gesellschafterversammlung begleitenden Verbandsmesse stand „nicht ein Lieferant weniger“, so Heilos. 100 Unternehmen verteilten sich auf 7.000 qm Fläche.
Der Gesellschafterversammlung am Freitagnachmittag folgte das gewohnte Get together am Abend, das zunächst zaghaft anlief, schließlich im etwas kleineren Kreis aber doch noch ziemlich in Schwung kam.
Als Erinnerung an den im vergangenen Jahr verstorbenen Firmengründer Hans Strothoff ließ der MHK-Vorstand Tom Astor persönlich anreisen. Die Ankündigung seines Hits „Guten Morgen Freunde“ (übrigens, wie der Cowboy aus dem Sauerland aufklärte, eine Schweizer Version von Guten Morgen Deutschland) wurde Hans Strothoff selbst überlassen – in Form eines Filmmitschnitts aus einem der vergangenen Jahre. Man erinnert sich an das obligatorische „Und jetzt nochmal, damit hier mal ein bisschen Dampf drauf kommt“, das nun viele Teilnehmer melancholisch werden ließ.
Vor der Verleihung des Goldenen Dreiecks für die schönsten Küchen und Bäder Deutschlands, einem Trophäenregen mit Comedian Thomas Hermanns, Henry Maske, Laura Karasek und anderen Promis, begeisterte der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit einer sympathischen, humorvollen und geradezu warmherzigen Rede. Juncker mahnte aber auch. Er appellierte, sich als Europäer in Demut und Bescheidenheit zu üben und betonte den Wert der Gemeinschaft. „Wir sind der kleinste Kontinent mit abnehmender Demografie.“ Jedes einzelne der 27 Länder sei zu klein, um als Einzelner weltweit etwas zu bewirken, so Juncker. Nur gemeinsam gehe es. Juncker: „Was eine Einkaufsgemeinschaft ist, wissen Sie ja“. Etwas anders als gewohnt verlief auch der Samstagabend - ohne „richtige“ Gala, mit freier Platzwahl, und Menü zum Nachkochen. Das Rezept fürs Hummersüppchen wurde prompt in der den Kongress begleitenden MHK-Webapp gepostet. Für Unterhaltung sorgte Comedian Ralf Schmitz.
Entwicklung und Erwartungen
Zur Lage in Dreieich und bei den Gesellschaftern: Da die Jahreszahlen für 2020 bereits im Frühjahr berichtet worden waren, beließ es Vorstandsmitglied Dr. Olaf Hoppelshäuser während eines Pressegesprächs am Freitag bei dem kurzen Hinweis, dass man sich 2021 bislang „5 bis 6 Prozent über der Branchenstatistik“ bewege. „Über den weiteren Jahresverlauf wird die Verfügbarkeit der Ware entscheiden“, sagte Hoppelshäuser, der darauf hinwies, dass einige Lieferanten bereits für das kommende Jahr bestätigen.
Die Lieferprobleme, sie sind auch bei den MHK-Gesellschaftern neben Montagekapazitäten, Preisen und Fachkräftemangel das Thema der Stunde. Auf der Gesellschafterversammlung schwang Vorstandschef Werner Heilos die MHK-Gemeinde darauf ein, dass mit Preiserhöhungen der Industrie zwischen 5 und 7 Prozent zu rechnen sei. Es sei nicht die Zeit, über Preisreduzierung nachzudenken, sondern die Warenversorgung sicherzustellen.
Marketingvorstand Kirk Mangels, der auch für Digitalisierung verantwortlich zeichnet, berichtete, dass die Pandemie auch in Dreieich beschleunigend auf digitale Prozesse gewirkt habe. „Mit dem Agilen Prozesstool, aber auch einem durchgängigen Prozess von der Aufmaß-App über den Onlineplaner mit Planungsassistenten bis hin zur Planung im Küchenstudio setzen wir hier Maßstäbe“, so Mangels.
In einem Ausblick aufs kommende Jahr ging Werner Heilos davon aus, dass die Branche auch weiterhin von einem hohen Interesse an Renovierungsthemen profitiert. Dass die Nachfrage nach der Pandemie abkühlt, glaubt Heilos nicht. Wenn aber lange Lieferzeiten und hohe Preise sich zu einer wieder höheren Bereitschaft zu reisen addierten, könnte das möglicherweise negative Effekte haben. Danach sieht es bislang aber nicht aus.