Der britisch-slowenische Beschlaghersteller Titus sieht sich gut aufgestellt, um im Zerlegtmöbel-Markt anzugreifen. Vor gut einem Jahr war Titus-CSO Holger Geesmann nach einem kurzen Intermezzo bei Ninka zum britisch-slowenischen Beschlaghersteller zurückgekehrt. Dort war er von 2018 bis 2022 schon in gleicher Funktion unter Vertrag gewesen.
„Ich habe das Gefühl, dass wir hier noch viel erreichen können und vorwärtskommen. Es fühlt sich gut an, hier anzupacken“, sagt Geesmann beim Gespräch mit INSIDE in der Firmenzentrale im slowenischen Dekani. Das gesamte deutsche Vertriebsteam ist an diesen Tagen in Slowenien: Michael Bänsch, der Mann für den Norden, und Dennis Otto, der den Süden bereist. Auch Andreas Keller ist da. Er kam von Formenti zu Titus und kümmert sich hauptsächlich um das Möbelgeschäft. Die Vertriebsleitung DACH liegt übergangsweise in Personalunion bei Holger Geesmann, der eingesprungen ist, als Christian Drenth im April das Unternehmen verlassen hat (INSIDE 1182).
Knapp 170 Mio Euro Umsatz konnte Titus im Ende März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr erwirtschaften. Auf dem umkämpften europäischen Markt musste das Unternehmen ein Minus von 5 Prozent hinnehmen, was man in Anbetracht der Marktlage im letzten Jahr durchaus als Erfolg werten kann. Für das laufende Geschäftsjahr gehen sie in Dekani wieder von einem leichten Umsatzplus aus. Geesmann: „Ich denke, wir haben Marktanteile gewonnen. Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen. Unter anderem bei Zerlegtmöbeln sehen wir große Chancen für uns. Es gibt immer mehr Möbel, die über Baumärkte verkauft werden. Das ist zwar in Deutschland kein starkes Thema, aber in anderen Märkten wie Frankreich, Skandinavien oder England ist der Küchenverkauf über Baumärkte ein Riesending.“
Einer der Titus-Großkunden ist der britische Einzelhandelskonzern Kingfisher, zu dem unter anderem die Baumarktketten B&Q in UK und Brico Dépôt in Frankreich gehören. Insgesamt ist England, wo Robert Appleby Titus lange vor der Fusion mit dem slowenischen Scharnierhersteller Lama und der Integration der Huwil-Reste gegründet hat, weiterhin der stärkste Markt in Europa. „Ohne Harakiri“ Der deutsche Markt ist für Titus der anspruchsvollste in Europa, sagt Geesmann. „Noch sind wir nicht dort angekommen, wo wir hinwollen. Wir haben in Deutschland noch einen Weg zu gehen. Wir sind unter anderem im Gespräch mit Unternehmen, die neue Geschäftsmodelle anpeilen“, so Geesmann. Klar, einen Hersteller von einem Scharnierwechsel zu überzeugen, muss auch auf der Agenda stehen in Dekani. Geesmann, früher lange Jahre bei Hettich, ist sich aber bewusst, was für einen Rattenschwanz an Umstellungen ein Scharnierwechsel für einen Möbel- oder Küchenbauer in der Regel nach sich zieht. Von Logistik bis Produktion.
Die Prozesse mit bestehenden Lieferanten sind eingeübt. Auch deshalb bemüht Titus sich gezielt um Kunden, die neue Geschäftsfelder aufbauen wollen und zum Beispiel den Plan haben, ins Zerlegtmöbelgeschäft einzusteigen. Einen der Titus-USPs sieht Geesmann darin, dass sowohl Scharniere im Preiseinstieg als auch im mittleren Preissegment bis hin in den Premiumbereich angeboten werden. „Wir können diese Produkte alle optional gedämpft herstellen. Da sind wir stark“, so Geesmann, der das Unternehmen als Volumenhersteller in der Nische sieht. „Viele in Deutschland denken bei Titus weiterhin an Verbindungsbeschläge. Das ist auch unsere Produkt- DNA. Möbel mit Scharnieren und Verbindungsbeschlägen sind das Kerngeschäft, aber Dämpfung und Soft-Close-Systeme folgen und holen nach einer kleinen Delle im letzten Jahr gut auf“, so Geesmann. Wie bei den großen Anbietern bleibt ein großer Teil der Wertschöpfung im Unternehmen. Geesmann: „Wir sind dadurch auch in der Lage, konsistente und reproduzierbare Qualität herzustellen.“ Um diese Qualität zu halten, auch mit erweiterten Kapazitäten, wurde in den letzten Jahren viel investiert. In Slowenien waren es über 30 Mio Euro. Geesmann: „Wir wollen in diesem Geschäftsjahr nun eine Konsolidierungsphase einleiten und die gewonnenen Kapazitäten füllen. Ohne Harakiri.“