Marc von Eicken ist ein Leben lang in der Möbelbranche unterwegs, hat alles gesehen und erlebt. Dachte er. Dann kam das Jahr 2024. Für INSIDE hat von Eicken aufgeschrieben, was ihn schlecht schlafen lässt, was ihn umtreibt und motiviert, wo die Egoismen überhandnehmen – und weshalb der Spruch „Wir sitzen alle in einem Boot“ am Ende mehr als eine hohle Phrase sein sollte.
Von Marc von Eicken
Das Jahr 2024 hat mir wirklich zugesetzt und ich spreche sicherlich sehr vielen meiner Kollegen aus der Seele, wenn ich behaupte, dass unser Beruf als Vertriebler seit einigen Jahren einem echten Wandel unterzogen wurde.
Ich mache hier überhaupt keinen Unterschied zwischen einem festangestellten und einem freien Handelsvertreter. Wir alle müssen uns eine erhebliche Mehrbelastung gefallen lassen, doch was aktuell in der Post-Corona-Zeit passiert, hat noch nochmal eine ganz andere Dimension.
Der erhebliche Personalabbau in allen Bereichen der Customer Journey führt dazu, dass viele Aufgaben nun einmal auf weniger Köpfe verteilt werden. Vom Verkäufer zum Sacharbeiter, vom Hersteller zum Spediteur und vom Händler zum Auslieferungsfahrer: Alle haben mehr Stress. Und im allgemeinen Alltagswahnsinn, der natürlich teilweise zu Recht (ich bin schon Realist) voll auf Kostenreduktion fokussiert wird, hat sich hier in den letzten Jahren eingeschlichen, dass eine bequeme Verlagerung dieses Problems auf den Außendienst der Hersteller, vielleicht nicht gewollt, aber nun einmal Fakt ist. Mir liegt es völlig fern hier jemanden anzuprangern, aber wir übernehmen mittlerweile Aufgaben, für die wir weder verantwortlich sind noch direkt bezahlt und für die wir leider überhaupt nicht geachtet werden. Überall, wo Lücken entstehen, sind wir auf dem Plan. Einfach mal so. Hey, du, hey, Sie, bitte, Sie müssten nur kurz mal bitte, aber bitte schnell und sofort … Um was geht es? Um die Vorbereitung der Stammdatenblätter, um die Reklamationsbearbeitung für alle Seiten, um Lieferzeitenrückfragen. Auch Gutachter und sogar Seelsorger zwischen Endkunden und Händler spielen wir gerne, um dort die Wogen zu glätten. Werde ich doch fünf Minuten vor unserem Gespräch von einem Kunden gefragt, warum in dem Beschlagbeutel acht Schrauben fehlen? Was ich dann dabei denke, ist fürchterlich! Sorry, aber das ist mein Alltag!
Der Grund dafür ist doch relativ einfach: Soll es schnell gehen, mach es über den Außendienst. Der bekommt immer sofort Puls.
Ich habe damit im Grunde kein Problem, weil es nun einmal auch mein Beruf ist.
Ich verstehe mich