Use-Cases für die Möbelindustrie
Republic of Yes über KI

Meike Bendel und Daniel Heitkamm von Republic of Yes haben sich in den vergangenen zwei Jahren reingestürzt in das weite Feld der Künstlichen Intelligenz, sie arbeiten selbst jeden Tag mit vielen Tools und erkunden, welches Potenzial in der Technologie steckt. Ein kurzes Gespräch zum Warmwerden mit der oft so kalten KI.
INSIDE: Sie waren beide lange bei Interprint, haben sich mit der B2B-Marketing-Agentur Republic of Yes vor zwei Jahren selbstständig gemacht. Was treibt Sie beide an? Was unterscheidet eine gute von einer schlechten B2B-Marke heute?
Meike Bendel: In den letzten Jahren haben wir gemerkt, wie wichtig das Thema Marke im B2B geworden ist – wie man es schafft, durch eigenständiges authentisches Auftreten erfolgreich aus dem Einerlei herauszustechen und dem Kunden dabei auch noch Mehrwert zu bieten. Eine gute B2B-Marke lebt von innen, ist mutig und unterscheidet sich vom Wettbewerb. Sie findet dann auch beim Kunden statt, wenn er gerade nicht im direkten Kontakt mit ihr steht. In der heutigen Zeit, in der Produkte oft austauschbar und vergleichbar sind, wird das immer wichtiger werden.
Wann haben Sie realisiert, dass Sie jetzt schleunigst KI-Experten werden müssen, um im Spiel zu bleiben?
Daniel Heitkamm: Ende 2022 nahm das Thema eine so unglaubliche Geschwindigkeit auf. Da wir uns viel mit technischen Entwicklungen und Trends beschäftigen, haben wir schnell das Potenzial und die Möglichkeiten erkannt und uns intensiv mit KI auseinandergesetzt. Dabei war uns von Anfang an wichtig, auch echte Use-Cases für die Möbelindustrie zu entwickeln.




Fotos: Republic of Yes
Kann heute jeder KI einsetzen, der denkt, es könnte helfen?
M.B.: Im Prinzip kann es jeder. Natürlich braucht es etwas Einarbeitungszeit. Unternehmen müssen, wenn sie darauf setzen, ihren Mitarbeitern dann auch die Zeit und den Raum geben, sich damit zu beschäftigen.
D.H.: Aktuell ist zwar noch vieles in Beta, so beispielsweise Midjourney über Discord. Dabei handelt es sich ursprünglich um ein Forum-Tool aus der Gaming-Szene. Die benutzerfreundliche Oberfläche ist oft noch nicht wirklich zu erkennen. Es gibt also viele Befehle, die man schon kennen muss. Dennoch: KI wird in immer mehr Programme integriert, so dass die Anwendung immer einfacher wird, etwa bei Photoshop. Und die Entwicklung schreitet rasend schnell voran.
Welche Tools nutzen Sie tagtäglich?
M.B.: Natürlich ChatGPT. Vor allem, um Grundgerüste zu schaffen, sei es, um Social-Media-Beiträge zu texten, Beiträge zu gliedern, neue Ideen für Headlines zu bekommen, Texte zusammenzufassen. Wichtig: Es dient immer nur als Ausgangspunkt, da Formulierungen oft nicht passen oder auch Informationen nicht immer richtig sind. Man kann also nicht einfach den Kopf abschalten.
D.H.: Wir nutzen auch kleine Tools, zum Beispiel für das Upscaling von Bildern, bei denen mittels KI ein Bild in kleinerer Auflösung in eine größere umgerechnet wird.
Was kommt als nächste Entwicklungsstufe?
D.H.: Die Tools werden verschmelzen. Aktuell ist etwa ChatGPT noch eher textbasiert, doch durch die Dall-E-3-Integration kann ich Bilder auch direkt in ChatGPT generieren – und zwar sehr komplex und auf mehreren Ebenen steuerbar. ChatGPT kann ich dann auch einsetzen, wenn ich mein Fahrrad reparieren will, weil es mit Fotoerkennung arbeitet. Wichtig ist uns aber: Bei aller KI wird in Zukunft das Zusammentreffen echter Menschen immer wichtiger werden.
Auf welchen konkreten Feldern kann KI in der Möbelindustrie eingesetzt werden?
M.B.: Im Produktdesign, um Prozesse zu optimieren und Ideen zu generieren. Man kann Lieferketten, Lagerhaltung und Produktion unterstützen und optimieren, individuelle Marketingstrategien entwickeln, indem man viel mehr auswertet und dadurch die User-Experience personalisiert. KI kann man aber auch ganz einfach auf der Ladenfläche einsetzen, zum Beispiel beim Diebstahlschutz durch Echtzeitauswertung von Videomaterial.
Welche Jobs werden in der Möbelbranche durch KI wegfallen oder sind in Ihren Augen zumindest stark gefährdet?
M.B.: Das ist aktuell die Frage aller Fragen. „Gefährden“ klingt sehr negativ. Wir sehen das positiv und glauben, dass sich Jobs ändern und sogar neue entstehen werden. Stupide und sich wiederholende Aufgaben müssen nicht länger von uns erledigt werden. So bleibt mehr Zeit für wichtige Aufgaben und die Entwicklung neuer Ideen. Also: KI wird nicht deinen Job übernehmen, sondern eine Person, die sich mit KI beschäftigt.



