Messeherbst und Knecht-Knall
Der große INSIDE-Jahresrückblick (5)
September: Messestimmung
Im Handel macht man sich auf den Messen auf die Suche nach Maja-Alternativen. Ostermann baut über die neu gegründete SL Brand & Marketing GmbH einen selektiven Vertrieb für seine Sansibar-Living-Kollektion an andere Möbelhändler auf.
In Ried eröffnet mit großem Bahnhof die Team-7-Welt – eine Investition von 40 Mio Euro; in Eschborn bei Frankfurt weiht der Büromöbelbauer Sedus den brandneuen Showroom ein.
Für die Titelgeschichte im Messeheft gibt Ikea Deutschland uns Insights in seine Konsumentenforschung, und im Vorfeld der Herbstmessen lieferte die Giga-Messe schon mal ordentlich Gesprächsstoff, unter anderem beim Thema Exklusivitäten.
INSIDE-Autor, Digitalexperte und Nuucon- Gründer Pierre Haarfeld beleuchtet in einem Gastbeitrag den Erfolg oder Nicht-Erfolg gehypter digitaler Geschäftsmodelle von Emma bis Sitzfeldt.
Den deutschen Markt aufmischen will mit neuem Vertriebspersonal der niederländische Polsteranbieter Maxfurn. Beschlagriese Hettich kauft in Italien zu. Bald soll FGV zur Gruppe gehören. Möbel-Heinrich-Inhaberfamilie Struckmann erwirbt derweil die Immobilie von Die Möbelstadt in Steinheim.
Beim insolventen Maßmöbelanbieter Deinschrank.de steigen die Firmengründer Frank Budde und Gisela Cousland ein, und das Berliner Digitalunternehmen Küchenheld kann eine Finanzierungsrunde abschließen. Wettbewerber KitchX landet kurz darauf beim Insolvenzgericht.
XXXLutz bietet neuerdings die Küchenberatung beim Kunden daheim auch im Höffner-Stammgebiet Ostdeutschland an und eröffnet Hubs in den bis dato XXXLutz-freien Städten Berlin, Leipzig, Dresden und Erfurt.
In Kirchlengern bereitet sich der Zerlegtküchenbauer Menke auf den Umzug in die frühere Störmer-Immobilie in Rödinghausen vor, der Couchtischanbieter Proline auf das Ende der Geschäftstätigkeit zum 30.9.
Überraschend verkauft Rauch sein Spanplattenwerk an die Egger-Gruppe.
In Löhne rollen die Bagger an. Der Bau der Lehrfabrik für die Möbelindustrie beginnt. In Pfalzgrafenweiler beantragt Gwinner Insolvenz in Eigenverwaltung. Mit der Gründung einer neuen Architecto-Gesellschaft überraschen Küchen-Aktuell-Boss Claus Küpers und Ex-Störmer-Macher Christoph Fughe. Geplant ist der Einstieg ins Projektgeschäft.
Es folgen intensive Tage auf den Herbstmessen von OWL bis Oberfranken, auf denen eins eigentlich kaum thematisiert wird: die desaströse Auftragslage. Man bemüht sich nach Kräften, bei bestem Sonnenschein, die Messe nicht zur Krisenmesse auswachsen zu lassen. Schon am Vorabend der OWL-Herbstmessen feiert Bora die Eröffnung des neuen Flaggschiffs in Herford, das auf den letzten Metern doch noch die Abnahme bekommen hat.
Auf dem traditionellen MHK-Branchenabend am Montag wird das Vorhaben aus Dreieich heiß diskutiert, eine „unabhängige digitale Plattform für nahtlose End-to-End-Prozesse zwischen Herstellern und Küchenhandel“ aufzubauen. XXXLutz übernimmt auch die 59 Filialen von Conforama Ibérica. Keine große Überraschung mehr, gedanklich hatte man diesen Confo-Zweig ohnehin bereits den Österreichern zugeordnet, obwohl er noch zu Steinhoff gehörte. Im deutschen Lutz-Headquarter in Würzburg werden 3.000 zusätzliche Quadratmeter eingeweiht.
Oktober: Knecht-Knall
Spülenhersteller Schock will seine Logistik von Regen nach Seebach verlagern, und Ikea eröffnet zwei Planungsstudios in München.
Ziemlich spontan verkündet Möbelteilehersteller Knübel aus Bünde, wo Egger gerade riesig investiert, den geordneten Rückzug.
Musterring hat fest vor, sich von den Kollektionsmarken der Verbände nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Im nächsten Jahr sollen die ersten 50 Top-Studios im Handel umgebaut werden.
Währenddessen tritt Ikea rund um den Globus ein Thema los, das die Branche brauchen kann wie einen Kropf: Preissenkungen. Derweil muss das Werk von Ikea Industry im polnischen Goleniów 130 Kündigungen aussprechen. In Fürth läutet Hüls – Die Einrichtung das Finale ein. Der Abverkauf hat begonnen.
Insolvenzantrag stellen muss die Haba Familygroup aus Bad Rodach, zu deren Lieferanten einige oberfränkische Möbler zählen, und auch der österreichische EMV-Händler Summa.
Nach langem Anlauf wird der österreichische Küchen-Marktführer Dan Küchen verkauft – überraschenderweise an die skandinavische Ballingslöv-Gruppe. Familie Tessner verkauft auch noch die restlichen 50 Prozent an Schulenburg an den Joint-Venture-Partner XXXLutz. Mit einem „Soft-Opening“ bringt XXXLutz seinen Marktplatz an den Start.
Länger offen, mehr Hochwert, weniger SB, das ist der Plan, mit dem Möbel Ehrmann aus Landau in die Zukunft steuert.
Auch im italienischen Möbelmarkt gibt es wenig Grund zur Freude. Die Sicam in Pordenone geht dennoch in gewohnter Stärke über die Bühne. In Nürnberg eröffnet Electrolux sein neues Markenzuhause. Und eine drastische Erhöhung der Lkw-Maut kündigt sich an.
In die Reihe der Insolvenzanträge muss sich der westfälische Polsterer Puhlmann eingliedern, und zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren auch der Arbeitsplattenhersteller Lechner, der auf eine Sanierung in Eigenverwaltung hofft. Unterdessen verabschiedet sich der Hülsta-Investor Drengenberg vom geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Thomas Knecht. Der bereits genehmigte Insolvenzplan soll nun kurzfristig umgesetzt werden, aber über eine Regelinsolvenz.