Selten wurde in der Möbel- und Zulieferbranche so viel improvisiert wie in Corona-Zeiten. Dann kam der Ukraine-Krieg. Allmählich scheint man wieder in normaleres Fahrwasser zu kommen – bis hin zur aus Vor-Corona-Jahren bekannten Auftragsflaute. Die Kostenstrukturen jedoch wurden überstrapaziert. Vielerorts auch die Mitarbeiter, die inzwischen zum knappen Gut geworden sind.

Der Wunsch nach Planungssicherheit ist groß. Die Branche arbeitet daran, ihre Forecasts zu verbessern. Szenarien, in denen Vertriebsleute aus dem Bauch raus ihre Erwartungen fürs kommende Jahr zu Papier bringen und Inhaber und Geschäftsführer bei der Liquiditätsplanung recht hemdsärmelig mal schauen, ob das Konto noch nicht überzogen ist, gibt es in der mittelständisch geprägten Möbelindustrie nach wie vor. Gerade dort, wo der direkte Endkundenkontakt fehlt, sind Prognosen schwer. Zulieferer dagegen haben zumindest den Vorteil, dass sie in der Regel in engem Kontakt zu ihren Kunden aus der Möbel- oder Küchenindustrie stehen und, sofern sie den Informationsfluss in Gang halten, ein paar Wochen Vorlauf herausholen könnten. Klar im Vorteil ist, wer Daten und Informationen hat, nach Möglichkeit sogar vom anderen Ende der Wertschöpfungskette, nämlich vom Endverbraucher. Das Beispiel Otto zeigt das ganz gut.

Als Milliardenunternehmen, das direkt an Endkunden vermarktet, verfügt der Hamburger Onliner über einen riesigen Datenpool und arbeitet seit einigen Jahren auch mit Hilfe künstlicher Intelligenz daran, diesen für seine Forecasts auszuwerten. Ebenso Ikea. Der Möbel-Weltmarktführer hat den Vorteil, die gesamte Wertschöpfungskette vom Material bis zum Endkunden zu überblicken. Was für die meisten in der Branche noch Zukunftsmusik ist, ist bei Ikea oder Otto schon im Einsatz.