7. INSIDE Branchen-Gipfel
Über die Sehnsüchte der Menschen und ihr Verhältnis zum Wohnen
Von selbst geht heute nichts mehr, nicht im Möbelhandel, nicht in der Industrie, nicht auf dem Gipfel. Wir haben uns in diesem besonderen Möbeljahr ganz besonders ins Zeug gelegt – mit einem Programm, das den Blick öffnen und neue Perspektiven bieten kann. Die Teilnehmerliste füllt sich erfreulich, aus allen Segmenten, von Preiseinstieg bis Premium, von der Zulieferindustrie bis zum Handel. Wir bieten einen INSIDE Branchen-Gipfel auf der Münchner Theresienhöhe mit Rundumservice, bis zu den Hotels und einem neuen After-Augustiner-Bier-Shuttle. Der Weg ins Zuhause von morgen führt über die Theresienhöhe in München, die wir auf dem Titel dieser Ausgabe mal ganz anders inklusive der berühmten Bavaria aufgemalt haben.
Impuls zur Zukunft des Möbelhandels: Andreas Ehrmann
„Die Zukunft des Möbelhandels ist noch nicht geschrieben“, sagt Andreas Ehrmann. Wir sitzen mit Horst Ehrmann im neu eröffneten Restaurant am Ehrmann-Stammsitz in Landau in der Pfalz. Es gibt Bowles, Quiches, Salate, Suppen, Schinkennudeln, Pasta. Keine quadratmetergroßen Schnitzel. Die gab es bei Ehrmanns so auch noch nie. Auch in der hauseigenen Gastro, die nach dem Corona-Bang nun nach und nach mit neuem Konzept und gutem Ambiente in den Standorten des Begros-Filialisten wieder eröffnet wird, machen es die Ehrmanns bisschen anders als viele andere.
In diesem Jahr wird Ehrmann 30. Horst Ehrmann, einst Personalleiter, dann Geschäftsführer der Würzburger Möbelgröße Neubert, hatte 1995 den Sprung gewagt. Fünf Jahre, bevor Neubert in Würzburg und Hirschaid an XXXLutz ging. Was für ein Einschnitt damals. Was für ein Einschnitt heute. Die Lutz-Gruppe ist auf dem Weg, Porta samt Möbel Boss und Asko zu übernehmen.
Man spricht von 1,2 Mrd Euro Umsatz, halb Porta, halb Boss. Der Markt steht Kopf. Auch Ehrmanns bewegt die aktuelle Lage. Aber auf den großen Abgesang hat hier keiner Lust in Landau, nicht Familie Ehrmann, nicht ihr Team. Ehrmann ist in Bewegung, baut um und an. Denkt neu, baut den E-Commerce aus, die Onlinepräsenz generell, investiert in IT und Daten, baut das vor einem Jahr neu justierte Mondo aus, setzt auf Marken, hat sogar Senkrechtstarter Kave Home im Haus, entwickelt mit Hej Kitchen ein völlig neues Standalone-Küchen-Konzept. Man könnte grad so weitermachen.
„Haben Sie verschiedene Lifestyles im Blick?“: Birkenstock-CEO Oliver Reichert auf dem 3. Gipfel
Knapp 150 Mio Euro macht die Ehrmann-Gruppe heute brutto. Vor 30 Jahren hatte Horst Ehrmann eine Chiffre-Anzeige im INSIDE geschaltet – auf der Suche nach einer Option im Möbelhandel. Es kamen einige Angebote rein. Händler, die verkaufen wollten. Schon damals. Ehrmann ging zur Bank, übernahm die damalige Möbelhalle in Landau. Was für eine Unternehmer-Story.
New Deal zwischen Industrie und Handel
Mit Christina und Andreas Ehrmann ist die zweite Generation voll eingebunden. Die Familie teilt sich zu viert ein Büro. Man spricht viel zusammen. Mit ihren 700 Mitarbeitern haben sie viel vor. Andreas Ehrmann, 36, davor u.a. bei Adidas und seit sechs Jahren im Unternehmen, sieht den Umbruch im Markt auch als Aufgabe mit Perspektive und vielen Chancen für den stationären Handel und seine Lieferanten, wenn er den Satz sagt, den er auch auf dem Gipfel sagen wird: „Die Zukunft des Möbelhandels ist noch nicht geschrieben.“ Heißt: Sie wird jetzt geschrieben. Von den Unternehmern und ihren Mitarbeitern im Möbelmarkt. Heißt aber auch: Sie muss auch angepackt werden. Es braucht neue Wege zum Kunden, eine neue Ansprache, neue Angebote, ja, neue Möbel und neue Konzepte. Und einen New Deal zwischen Industrie und Handel. Wir vom INSIDE freuen uns sehr, dass mit Andreas Ehrmann ein ehrgeiziger junger Unternehmer aus dem klassischen Handel auf dem nächsten Gipfel Position beziehen wird.
Position beziehen. Das haben schon einige auf dem Gipfel gemacht. Auf dem letzten war da mit klaren Sätzen etwa VDM-Präsident Leo Lübke, der vor allem der Industrie ins Gewissen redete. Mehr Profil wagen. Da war Carolin Kutzera, die über ihre Sofa-Marke Bretz sprach, über ihren Weg vom JuWo in die Premiumabteilungen und in eigene Stores. Legendär auf dem 3. Gipfel Birkenstock-CEO Oliver Reichert, der auf der Bühne sagte: „Sie sind wirklich die einzige Branche, die glaubt, sie müsse nicht darüber nachdenken, dass man sich nach Lifestyles und Kundenbedürfnissen richten sollte.“ 2019 war das. Sechs Jahre später ist die Krise knallhart da. Sie ist getriggert von vielen externen Faktoren. Ausschließlich?
Auch deshalb haben wir uns zusammen mit dem EMV entschieden, in eine Grundlagenstudie zu investieren, deren Ergebnisse auf dem Gipfel präsentiert werden. Sie wird hochaktuell sein. Das Panel wird erst im März befragt, im April ausgewertet. Wir produzieren keine neuen Datenberge. Wir wollen mit dem Kölner Rheingold-Institut und der von Rheingold-Chef Stephan Grünewald entwickelten Methode erkunden, ob sich das Verhältnis der Deutschen zum Wohnen verändert hat. Und wenn ja, was das für uns alle heißt. Für die Geschäftsmodelle der Zukunft in diesem schönen Markt.
Eine bemerkenswerte Geschichte: Horst, Christina, Andreas und Ingrid Ehrmann
Ein neues Verhältnis zum Wohnen?
Der Kickoff-Call für die Grundlagenstudie „Die Psychologie des Möbelkaufs“ fand an diesem Dienstag statt. Im Call: Judith Barbolini und Anna Brand von Rheingold, EMV-Geschäftsführer Ulf Rebenschütz und Outsider Simon Feldmer. Der Leitfaden ist erarbeitet, das Panel wird gerade rekrutiert. Wir zitieren am besten aus dem Studien-Screener: „Hintergrund und Ziele der Studie: Tiefenpsychologisches Verständnis für die Motivationen, Needs, Trigger & Barrieren, Sehnsüchte und Ängste beim Möbelkauf, Einrichten und Wohnen.
- Analyse der typischen Einrichtungsprozesse und Customer Journey vor dem Hintergrund der Psychologie des Wohnens mit Blick in die Zukunft.
- Ableiten von Potenzialen und Empfehlungen für die Gestaltung eines zukunftsgewandten Einrichtungsmarktes von morgen.“
Kick-off mit Rheingold: Outsider, Ulf Rebenschütz, Anna Brand, Judith Barbolini
Wir werden an dieser Stelle in den nächsten Wochen über die Arbeit an der Studie informieren. Ein kleiner Spoiler an dieser Stelle: Im Kickoff-Call kam zufällig heraus, dass die beiden Rheingold-Forscherinnen gerade selbst auf der Suche nach einem neuen Sofa sind. Dabei haben sie kuriose Dinge erlebt, die Instagram getriggert mit Vetsak, Smow und Livom zu tun haben. Noch haben beide aber kein neues Sofa. Es war alles kompliziert und unbefriedigend bisher. Für zwei junge Frauen, die gerne ein neues Sofa wollen? Kann das sein? Offenbar ja. Mitten in Köln? Gerade sind beide jedenfalls ein bisschen ratlos, wo sie nun hingehen sollen und wollen.
Von Ratlosigkeit ist bei Ehrmanns jedenfalls nichts zu spüren. „Wir haben so viele Ideen“, sagt Ehrmann. Das Ziel steht auch. Ehrmann sagt es so: „Der Möbelhandel sollte sich trauen, sich klarer zu positionieren. Und unsere Branche sollte dringend versuchen, endlich die Bedarfsdeckung hinter sich zu lassen.“ Ehrmann: „Die Menschen kaufen heute nicht mehr, weil sie etwas brauchen, sie kaufen, weil sie etwas wollen. Daran sollten wir auf allen Ebenen im Markt arbeiten.“
Team Hej Kitchen: Maximilian Baader, Andreas Ehrmann
Hej Kitchen
Easy, schnell, chic
„Wir sehen das als Test“, sagt Andreas Ehrmann. Aber als Test mit Potenzial sehen sie es schon in Landau, bei Möbel Ehrmann, was da bei Hej Kitchen zuletzt entstanden ist. Hej Kitchen? Seit November hat der Begros-Filialist aus der Pfalz zwei neue Küchen-Stores am Netz: 250 qm, Fokus auf Küchen unter 8.000 Euro, eher so Instagram-Optik, Ikea-Kunde. Mit anderen Worten: easy Zugang, schnell zu verstehen und ziemlich chic. In Landau und Bruchsal stehen die ersten beiden Stores. Komplett solo – ohne direkten Anschluss an die großen Ehrmann-Häuser. Aber mit Ehrmann-Montage und Logistik. Nun wird Hej Kitchen mal losgelassen, soll sich bewähren. Und wenn das klappt, wird es vervielfältigt. Erstes Fazit? Ehrmann: „Es ist noch sehr frisch, wir haben viel Hirnschmalz reingesteckt und viel davon gebraucht, was wir im Ehrmann-Team mitbringen. Wir sind bisher richtig gut unterwegs.“ Der Hej-Kitchen-Verkaufsleiter heißt Maximilian Baader, vormals bei Nolte im Außendienst. Angeschoben wird Hej Kitchen bisher nur mit Out-of-Home-Werbung und rein online. Die Kunden kommen.
Einfach zu verstehen: Die Hej-Kitchen-Pakete
Der Gipfel-Plan
Alle Wege führen nach Rom – und ins Zuhause von morgen?
Am 6./7. Mai findet der 7. INSIDE Branchen-Gipfel in der Alten Kongresshalle auf der Münchner Theresienwiese statt. Wir starten mit dieser INSIDE-Ausgabe in die heiße Phase der Vorbereitungen, besuchen unsere Speaker, bauen auf und um, an und weiter. Sie finden alle Infos zu Programm und Ablauf sowie die Anmeldung auf: www.insidebranchen-gipfel.de. Wir haben mit dem Duo Hafner-Burgmayr eine neue künstlerische Begleitung an der Seite, die eigentlich eher in den Münchner Kammerspielen auftritt als auf Möbel-Events. Und wir freuen uns auf außergewöhnliche Gäste, die wir allesamt in den nächsten Ausgaben Zug um Zug vorstellen, u.a. auf der Bühne mit dabei sind: Ex-VW-CEO Herbert Diess, Robert-Bosch CMO Boris Dolkhani, Schauspielerin Bettina Zimmermann, UnternehmerTUM-Chef und TU-München-Prof Herbert Schönenberger, der Gründer der Giesinger Brauerei Steffen Marx, Connox-CEO Thomas Mathes, die Trendfilter-Gründerin Katrin de Louw, Rauch-CEO Rainer Hribar, Designer-Legende Jochen Flacke.
Alle Infos zu Ablauf und zum Programm: www.inside-branchen-gipfel.de
Am Instrument: Florian Burgmayr, Maria Hafner
Die Baumann Group auf dem Gipfel
Wo sind sie, die echten Innovationen?
Wenn Innovationswille und Betriebswirtschaft aufeinandertreffen – am Nachmittag des 6. Mai, nach der Kaffeepause, werden Hélène Bangert, die bei der Baumann Group produktseitig den Hut aufhat, und Matthias Berens, Vertriebsgeschäftsführer des Küchenbauers aus Löhne mit Blick auf die Zahlen, gemeinsam auf der Gipfel-Bühne stehen. Die beiden werden darüber sprechen, was echte Innovationen im Tagesgeschäft manchmal ausbremst und wie viel Innovation im Markt überhaupt gewünscht ist. Ein paar Fragen zur Einstimmung haben wir ihnen Anfang dieser Woche schon gestellt. Für die eine Antwort, die auf die große Frage nach den echten Innovationen der Branche, haben die beiden bis zum Gipfel noch Bedenkzeit. Wir werden an dem Nachmittag aber auf jeden Fall erfahren, wie es aussehen könnte, wenn Hélène Bangert ihre Ideen auch mal ganz frei von Restriktionen umsetzen könnte. Trotz des bevorstehenden Wechsels von Matthias Berens zu Häcker halten wir derzeit an der Planung fest.
Innovationen bedeuten Investitionen: Hélène Bangert, Matthias Berens
INSIDE: Wo bleiben eigentlich die echten Innovationen im Küchenmarkt, die kreislauffähige Küche, die neuen Materialien, die werkzeuglose Montage?
Matthias Berens: Wenn man ehrlich ist, kamen die letzten großen Innovationen allesamt von Vorlieferanten. Das liegt daran, dass wir in der Küchenmöbelindustrie Rieseninvestitionen in der Fertigung umsetzen müssten. Das Innenleben und andere Technik, die echten Innovationen der letzten Jahre wie Muldenlüfter oder Heißwasserhahn, kommen in der Tat nicht von den Küchenherstellern direkt. Von den Küchenmöbeln selbst erwarten Kunden, auch Endkunden, eigentlich auch gar keine ständigen Innovationen. Deshalb haben wir selbst ja auch bei der Kollektionsentwicklung auf den Zweijahresrhythmus umgestellt. Gerade in diesem Jahr sind viele Kunden wirklich zurückhaltend.
Hélène Bangert: Damit die Endkundschaft Innovation wirklich spürt, müsste man etwas richtig Absurdes, konzeptionell Anderes finden. Küche besteht aber aus vielen kleinen Produkten. Ändern wir zum Beispiel etwas an der Beleuchtung, spüren Endverbraucher das kaum. Unsere Händler haben die Küchen sowieso am liebsten konsumig, damit sie auch verkäuflich bleiben. Das sind Punkte, die uns in der Produktentwicklung leider oftmals ausbremsen.
M.B.: Wir müssen uns fragen, welchen Anspruch die Kunden haben. Sie haben einen Preisanspruch, einen Lieferzeitenanspruch, einen Versorgungsanspruch und einen Serviceanspruch. Die Erwartungshaltung an das Produkt hat sich in den letzten 25 oder 30 Jahren dagegen nicht wirklich stark verändert: Die Küche braucht Arbeitsfläche, Stauraum und soll schick aussehen, wichtiger aber noch: funktional sein. Ausgefallenes – zum Beispiel innovative Fronten, wie sie Superfront anbietet – bedeuten in der Praxis viel Lagerfläche oder lange Lieferzeiten und hohe Preise, was Kunden dann nicht in Kauf nehmen.
H.B.: Wir haben intern in einem Workshop auch schon über Innovationen gesprochen, die über das Produkt hinausgehen. Auch das kann eine wichtige Erkenntnis sein: Dass unser Produkt gut ist, wie es ist, und wir es kontinuierlich, ohne große Sprünge, verbessern sollten. Und dass Innovation sich auf ganz andere Themen beziehen kann. Liegt die Innovationskraft in der Küchenmöbelindustrie eher bei Servicethemen als im Produkt? Nach den letzten Herbstmessen haben wir selbst geschrieben: Service ist das neue Produkt.
M.B.: Das Thema Verpackung, Flatpack, andere Vertriebskonzepte oder digitale Services. Ja, sowas sind innovative Themen, die wir teils auf der letzten Messe auch gespielt haben. Natürlich verstehe ich aber auch die Frage danach, was es am Produkt richtig Neues geben muss, um Endverbraucher zu begeistern. Ich selbst fände es zum Beispiel cool, meine zehn Jahre alte Küche mit neuer Arbeitsplatte und schicken neuen Türen aufzurüsten. Auch das ist Innovation, aber in der Gedankenwelt der Branche muss es ja immer gleich etwas Spektakuläres wie ein komplett neuer Öffnungsmechanismus sein, wenn von Innovationen gesprochen wird.
INSIDE 1199
Gipfel-Warm-up: Alexander Jodl, Roland Brandl, Manuel Vey, Perry Krell
Warm-up für den Gipfel
Die Möbelköpfe laden ein
Am Vorabend des 7. INSIDE Branchen-Gipfels, also am Abend des 5. Mai, werden vier bestens verdrahtete Möbelprofis mit ihrem neuen Netzwerk Die Möbelköpfe in der Kongressbar auf der Theresienhöhe in der Münchner Innenstadt, direkt neben der Alten Kongresshalle, zu einem entspannten Warmup und Netzwerk-Abend laden. Für Getränke und Häppchen wird gesorgt. Die Möbelköpfe? Das sind: Alexander Jodl (Trainer mit Wirkung), Roland Brandl (Brandl Beratungsakademie), Manuel Vey (MV Unternehmens- und Personalberatung – Jobs in der Möbelbranche) und Perry Krell (The Link – Neue Kommunikation für den Handel). Mit den Möbelköpfen starten Jodl, Brandl, Vey und Krell ein neues Kompetenz-Netzwerk für Hersteller, Verbände und Händler der Möbel und Küchenbranche. Mit dem neuen Netzwerk vereinen sie jahrzehntelange Erfahrung und gebündeltes Fachwissen in allen relevanten Bereichen der Einrichtungsbranche – von Einkauf, Vermarktung und Vertrieb bis hin zu Qualitätsmanagement, Personalentwicklung und -rekrutierung. Der Abend startet um 19.30 Uhr in der Kongressbar direkt im Gebäude der Alten Kongresshalle und ist bis 0.00 Uhr angesetzt. Um eine gesonderte Anmeldung wird gebeten. Der Link zur Anmeldung wird in Kürze auf der Möbelköpfe-Webseite (www.moebelkoepfe.de) veröffentlicht, alle weiteren Infos auch im nächsten INSIDE. Die Plätze in der Kongressbar sind begrenzt.
7. INSIDE Branchen-Gipfel
Über die Sehnsüchte der Menschen und ihr Verhältnis zum Wohnen
Von selbst geht heute nichts mehr, nicht im Möbelhandel, nicht in der Industrie, nicht auf dem Gipfel. Wir haben uns in diesem besonderen Möbeljahr ganz besonders ins Zeug gelegt – mit einem Programm, das den Blick öffnen und neue Perspektiven bieten kann. Die Teilnehmerliste füllt sich erfreulich, aus allen Segmenten, von Preiseinstieg bis Premium, von der Zulieferindustrie bis zum Handel. Wir bieten einen INSIDE Branchen-Gipfel auf der Münchner Theresienhöhe mit Rundumservice, bis zu den Hotels und einem neuen After-Augustiner-Bier-Shuttle. Der Weg ins Zuhause von morgen führt über die Theresienhöhe in München, die wir auf dem Titel dieser Ausgabe mal ganz anders inklusive der berühmten Bavaria aufgemalt haben.
Impuls zur Zukunft des Möbelhandels: Andreas Ehrmann
„Die Zukunft des Möbelhandels ist noch nicht geschrieben“, sagt Andreas Ehrmann. Wir sitzen mit Horst Ehrmann im neu eröffneten Restaurant am Ehrmann-Stammsitz in Landau in der Pfalz. Es gibt Bowles, Quiches, Salate, Suppen, Schinkennudeln, Pasta. Keine quadratmetergroßen Schnitzel. Die gab es bei Ehrmanns so auch noch nie. Auch in der hauseigenen Gastro, die nach dem Corona-Bang nun nach und nach mit neuem Konzept und gutem Ambiente in den Standorten des Begros-Filialisten wieder eröffnet wird, machen es die Ehrmanns bisschen anders als viele andere.
In diesem Jahr wird Ehrmann 30. Horst Ehrmann, einst Personalleiter, dann Geschäftsführer der Würzburger Möbelgröße Neubert, hatte 1995 den Sprung gewagt. Fünf Jahre, bevor Neubert in Würzburg und Hirschaid an XXXLutz ging. Was für ein Einschnitt damals. Was für ein Einschnitt heute. Die Lutz-Gruppe ist auf dem Weg, Porta samt Möbel Boss und Asko zu übernehmen.
Man spricht von 1,2 Mrd Euro Umsatz, halb Porta, halb Boss. Der Markt steht Kopf. Auch Ehrmanns bewegt die aktuelle Lage. Aber auf den großen Abgesang hat hier keiner Lust in Landau, nicht Familie Ehrmann, nicht ihr Team. Ehrmann ist in Bewegung, baut um und an. Denkt neu, baut den E-Commerce aus, die Onlinepräsenz generell, investiert in IT und Daten, baut das vor einem Jahr neu justierte Mondo aus, setzt auf Marken, hat sogar Senkrechtstarter Kave Home im Haus, entwickelt mit Hej Kitchen ein völlig neues Standalone-Küchen-Konzept. Man könnte grad so weitermachen.
Knapp 150 Mio Euro macht die Ehrmann-Gruppe heute brutto. Vor 30 Jahren hatte Horst Ehrmann eine Chiffre-Anzeige im INSIDE geschaltet – auf der Suche nach einer Option im Möbelhandel. Es kamen einige Angebote rein. Händler, die verkaufen wollten. Schon damals. Ehrmann ging zur Bank, übernahm die damalige Möbelhalle in Landau. Was für eine Unternehmer-Story.
New Deal zwischen Industrie und Handel
Mit Christina und Andreas Ehrmann ist die zweite Generation voll eingebunden. Die Familie teilt sich zu viert ein Büro. Man spricht viel zusammen. Mit ihren 700 Mitarbeitern haben sie viel vor. Andreas Ehrmann, 36, davor u.a. bei Adidas und seit sechs Jahren im Unternehmen, sieht den Umbruch im Markt auch als Aufgabe mit Perspektive und vielen Chancen für den stationären Handel und seine Lieferanten, wenn er den Satz sagt, den er auch auf dem Gipfel sagen wird: „Die Zukunft des Möbelhandels ist noch nicht geschrieben.“ Heißt: Sie wird jetzt geschrieben. Von den Unternehmern und ihren Mitarbeitern im Möbelmarkt. Heißt aber auch: Sie muss auch angepackt werden. Es braucht neue Wege zum Kunden, eine neue Ansprache, neue Angebote, ja, neue Möbel und neue Konzepte. Und einen New Deal zwischen Industrie und Handel. Wir vom INSIDE freuen uns sehr, dass mit Andreas Ehrmann ein ehrgeiziger junger Unternehmer aus dem klassischen Handel auf dem nächsten Gipfel Position beziehen wird.
Team Hej Kitchen: Maximilian Baader, Andreas Ehrmann
Hej Kitchen
Easy, schnell, chic
„Wir sehen das als Test“, sagt Andreas Ehrmann. Aber als Test mit Potenzial sehen sie es schon in Landau, bei Möbel Ehrmann, was da bei Hej Kitchen zuletzt entstanden ist. Hej Kitchen? Seit November hat der Begros-Filialist aus der Pfalz zwei neue Küchen-Stores am Netz: 250 qm, Fokus auf Küchen unter 8.000 Euro, eher so Instagram-Optik, Ikea-Kunde. Mit anderen Worten: easy Zugang, schnell zu verstehen und ziemlich chic. In Landau und Bruchsal stehen die ersten beiden Stores. Komplett solo – ohne direkten Anschluss an die großen Ehrmann-Häuser. Aber mit Ehrmann-Montage und Logistik. Nun wird Hej Kitchen mal losgelassen, soll sich bewähren. Und wenn das klappt, wird es vervielfältigt. Erstes Fazit? Ehrmann: „Es ist noch sehr frisch, wir haben viel Hirnschmalz reingesteckt und viel davon gebraucht, was wir im Ehrmann-Team mitbringen. Wir sind bisher richtig gut unterwegs.“ Der Hej-Kitchen-Verkaufsleiter heißt Maximilian Baader, vormals bei Nolte im Außendienst. Angeschoben wird Hej Kitchen bisher nur mit Out-of-Home-Werbung und rein online. Die Kunden kommen.
Position beziehen. Das haben schon einige auf dem Gipfel gemacht. Auf dem letzten war da mit klaren Sätzen etwa VDM-Präsident Leo Lübke, der vor allem der Industrie ins Gewissen redete. Mehr Profil wagen. Da war Carolin Kutzera, die über ihre Sofa-Marke Bretz sprach, über ihren Weg vom JuWo in die Premiumabteilungen und in eigene Stores. Legendär auf dem 3. Gipfel Birkenstock-CEO Oliver Reichert, der auf der Bühne sagte: „Sie sind wirklich die einzige Branche, die glaubt, sie müsse nicht darüber nachdenken, dass man sich nach Lifestyles und Kundenbedürfnissen richten sollte.“ 2019 war das. Sechs Jahre später ist die Krise knallhart da. Sie ist getriggert von vielen externen Faktoren. Ausschließlich?
Auch deshalb haben wir uns zusammen mit dem EMV entschieden, in eine Grundlagenstudie zu investieren, deren Ergebnisse auf dem Gipfel präsentiert werden. Sie wird hochaktuell sein. Das Panel wird erst im März befragt, im April ausgewertet. Wir produzieren keine neuen Datenberge. Wir wollen mit dem Kölner Rheingold-Institut und der von Rheingold-Chef Stephan Grünewald entwickelten Methode erkunden, ob sich das Verhältnis der Deutschen zum Wohnen verändert hat. Und wenn ja, was das für uns alle heißt. Für die Geschäftsmodelle der Zukunft in diesem schönen Markt.
Ein neues Verhältnis zum Wohnen?
Der Kickoff-Call für die Grundlagenstudie „Die Psychologie des Möbelkaufs“ fand an diesem Dienstag statt. Im Call: Judith Barbolini und Anna Brand von Rheingold, EMV-Geschäftsführer Ulf Rebenschütz und Outsider Simon Feldmer. Der Leitfaden ist erarbeitet, das Panel wird gerade rekrutiert. Wir zitieren am besten aus dem Studien-Screener: „Hintergrund und Ziele der Studie: Tiefenpsychologisches Verständnis für die Motivationen, Needs, Trigger & Barrieren, Sehnsüchte und Ängste beim Möbelkauf, Einrichten und Wohnen.
- Analyse der typischen Einrichtungsprozesse und Customer Journey vor dem Hintergrund der Psychologie des Wohnens mit Blick in die Zukunft.
- Ableiten von Potenzialen und Empfehlungen für die Gestaltung eines zukunftsgewandten Einrichtungsmarktes von morgen.“
Wir werden an dieser Stelle in den nächsten Wochen über die Arbeit an der Studie informieren. Ein kleiner Spoiler an dieser Stelle: Im Kickoff-Call kam zufällig heraus, dass die beiden Rheingold-Forscherinnen gerade selbst auf der Suche nach einem neuen Sofa sind. Dabei haben sie kuriose Dinge erlebt, die Instagram getriggert mit Vetsak, Smow und Livom zu tun haben. Noch haben beide aber kein neues Sofa. Es war alles kompliziert und unbefriedigend bisher. Für zwei junge Frauen, die gerne ein neues Sofa wollen? Kann das sein? Offenbar ja. Mitten in Köln? Gerade sind beide jedenfalls ein bisschen ratlos, wo sie nun hingehen sollen und wollen.
Von Ratlosigkeit ist bei Ehrmanns jedenfalls nichts zu spüren. „Wir haben so viele Ideen“, sagt Ehrmann. Das Ziel steht auch. Ehrmann sagt es so: „Der Möbelhandel sollte sich trauen, sich klarer zu positionieren. Und unsere Branche sollte dringend versuchen, endlich die Bedarfsdeckung hinter sich zu lassen.“ Ehrmann: „Die Menschen kaufen heute nicht mehr, weil sie etwas brauchen, sie kaufen, weil sie etwas wollen. Daran sollten wir auf allen Ebenen im Markt arbeiten.“
„Haben Sie verschiedene Lifestyles im Blick?“: Birkenstock-CEO Oliver Reichert auf dem 3. Gipfel
Eine bemerkenswerte Geschichte: Horst, Christina, Andreas und Ingrid Ehrmann
Kick-off mit Rheingold: Outsider, Ulf Rebenschütz, Anna Brand, Judith Barbolini
Innovationen bedeuten Investitionen: Hélène Bangert, Matthias Berens
Die Baumann Group auf dem Gipfel
Wo sind sie, die echten Innovationen?
Wenn Innovationswille und Betriebswirtschaft aufeinandertreffen – am Nachmittag des 6. Mai, nach der Kaffeepause, werden Hélène Bangert, die bei der Baumann Group produktseitig den Hut aufhat, und Matthias Berens, Vertriebsgeschäftsführer des Küchenbauers aus Löhne mit Blick auf die Zahlen, gemeinsam auf der Gipfel-Bühne stehen. Die beiden werden darüber sprechen, was echte Innovationen im Tagesgeschäft manchmal ausbremst und wie viel Innovation im Markt überhaupt gewünscht ist. Ein paar Fragen zur Einstimmung haben wir ihnen Anfang dieser Woche schon gestellt. Für die eine Antwort, die auf die große Frage nach den echten Innovationen der Branche, haben die beiden bis zum Gipfel noch Bedenkzeit. Wir werden an dem Nachmittag aber auf jeden Fall erfahren, wie es aussehen könnte, wenn Hélène Bangert ihre Ideen auch mal ganz frei von Restriktionen umsetzen könnte. Trotz des bevorstehenden Wechsels von Matthias Berens zu Häcker halten wir derzeit an der Planung fest.
INSIDE: Wo bleiben eigentlich die echten Innovationen im Küchenmarkt, die kreislauffähige Küche, die neuen Materialien, die werkzeuglose Montage?
Matthias Berens: Wenn man ehrlich ist, kamen die letzten großen Innovationen allesamt von Vorlieferanten. Das liegt daran, dass wir in der Küchenmöbelindustrie Rieseninvestitionen in der Fertigung umsetzen müssten. Das Innenleben und andere Technik, die echten Innovationen der letzten Jahre wie Muldenlüfter oder Heißwasserhahn, kommen in der Tat nicht von den Küchenherstellern direkt. Von den Küchenmöbeln selbst erwarten Kunden, auch Endkunden, eigentlich auch gar keine ständigen Innovationen. Deshalb haben wir selbst ja auch bei der Kollektionsentwicklung auf den Zweijahresrhythmus umgestellt. Gerade in diesem Jahr sind viele Kunden wirklich zurückhaltend.
Hélène Bangert: Damit die Endkundschaft Innovation wirklich spürt, müsste man etwas richtig Absurdes, konzeptionell Anderes finden. Küche besteht aber aus vielen kleinen Produkten. Ändern wir zum Beispiel etwas an der Beleuchtung, spüren Endverbraucher das kaum. Unsere Händler haben die Küchen sowieso am liebsten konsumig, damit sie auch verkäuflich bleiben. Das sind Punkte, die uns in der Produktentwicklung leider oftmals ausbremsen.
M.B.: Wir müssen uns fragen, welchen Anspruch die Kunden haben. Sie haben einen Preisanspruch, einen Lieferzeitenanspruch, einen Versorgungsanspruch und einen Serviceanspruch. Die Erwartungshaltung an das Produkt hat sich in den letzten 25 oder 30 Jahren dagegen nicht wirklich stark verändert: Die Küche braucht Arbeitsfläche, Stauraum und soll schick aussehen, wichtiger aber noch: funktional sein. Ausgefallenes – zum Beispiel innovative Fronten, wie sie Superfront anbietet – bedeuten in der Praxis viel Lagerfläche oder lange Lieferzeiten und hohe Preise, was Kunden dann nicht in Kauf nehmen.
H.B.: Wir haben intern in einem Workshop auch schon über Innovationen gesprochen, die über das Produkt hinausgehen. Auch das kann eine wichtige Erkenntnis sein: Dass unser Produkt gut ist, wie es ist, und wir es kontinuierlich, ohne große Sprünge, verbessern sollten. Und dass Innovation sich auf ganz andere Themen beziehen kann. Liegt die Innovationskraft in der Küchenmöbelindustrie eher bei Servicethemen als im Produkt? Nach den letzten Herbstmessen haben wir selbst geschrieben: Service ist das neue Produkt.
M.B.: Das Thema Verpackung, Flatpack, andere Vertriebskonzepte oder digitale Services. Ja, sowas sind innovative Themen, die wir teils auf der letzten Messe auch gespielt haben. Natürlich verstehe ich aber auch die Frage danach, was es am Produkt richtig Neues geben muss, um Endverbraucher zu begeistern. Ich selbst fände es zum Beispiel cool, meine zehn Jahre alte Küche mit neuer Arbeitsplatte und schicken neuen Türen aufzurüsten. Auch das ist Innovation, aber in der Gedankenwelt der Branche muss es ja immer gleich etwas Spektakuläres wie ein komplett neuer Öffnungsmechanismus sein, wenn von Innovationen gesprochen wird.
Am Instrument: Florian Burgmayr, Maria Hafner
Der Gipfel-Plan
Alle Wege führen nach Rom – und ins Zuhause von morgen?
Am 6./7. Mai findet der 7. INSIDE Branchen-Gipfel in der Alten Kongresshalle auf der Münchner Theresienwiese statt. Wir starten mit dieser INSIDE-Ausgabe in die heiße Phase der Vorbereitungen, besuchen unsere Speaker, bauen auf und um, an und weiter. Sie finden alle Infos zu Programm und Ablauf sowie die Anmeldung auf: www.insidebranchen-gipfel.de. Wir haben mit dem Duo Hafner-Burgmayr eine neue künstlerische Begleitung an der Seite, die eigentlich eher in den Münchner Kammerspielen auftritt als auf Möbel-Events. Und wir freuen uns auf außergewöhnliche Gäste, die wir allesamt in den nächsten Ausgaben Zug um Zug vorstellen, u.a. auf der Bühne mit dabei sind: Ex-VW-CEO Herbert Diess, Robert-Bosch CMO Boris Dolkhani, Schauspielerin Bettina Zimmermann, UnternehmerTUM-Chef und TU-München-Prof Herbert Schönenberger, der Gründer der Giesinger Brauerei Steffen Marx, Connox-CEO Thomas Mathes, die Trendfilter-Gründerin Katrin de Louw, Rauch-CEO Rainer Hribar, Designer-Legende Jochen Flacke.
Alle Infos zu Ablauf und zum Programm: www.inside-branchen-gipfel.de
Gipfel-Warm-up: Alexander Jodl, Roland Brandl, Manuel Vey, Perry Krell
Warm-up für den Gipfel
Die Möbelköpfe laden ein
Am Vorabend des 7. INSIDE Branchen-Gipfels, also am Abend des 5. Mai, werden vier bestens verdrahtete Möbelprofis mit ihrem neuen Netzwerk Die Möbelköpfe in der Kongressbar auf der Theresienhöhe in der Münchner Innenstadt, direkt neben der Alten Kongresshalle, zu einem entspannten Warmup und Netzwerk-Abend laden. Für Getränke und Häppchen wird gesorgt. Die Möbelköpfe? Das sind: Alexander Jodl (Trainer mit Wirkung), Roland Brandl (Brandl Beratungsakademie), Manuel Vey (MV Unternehmens- und Personalberatung – Jobs in der Möbelbranche) und Perry Krell (The Link – Neue Kommunikation für den Handel). Mit den Möbelköpfen starten Jodl, Brandl, Vey und Krell ein neues Kompetenz-Netzwerk für Hersteller, Verbände und Händler der Möbel und Küchenbranche. Mit dem neuen Netzwerk vereinen sie jahrzehntelange Erfahrung und gebündeltes Fachwissen in allen relevanten Bereichen der Einrichtungsbranche – von Einkauf, Vermarktung und Vertrieb bis hin zu Qualitätsmanagement, Personalentwicklung und -rekrutierung. Der Abend startet um 19.30 Uhr in der Kongressbar direkt im Gebäude der Alten Kongresshalle und ist bis 0.00 Uhr angesetzt. Um eine gesonderte Anmeldung wird gebeten. Der Link zur Anmeldung wird in Kürze auf der Möbelköpfe-Webseite (www.moebelkoepfe.de) veröffentlicht, alle weiteren Infos auch im nächsten INSIDE. Die Plätze in der Kongressbar sind begrenzt.