Ein Möbelhaus im Metaverse
Der österreichische Möbelhändler Ludwig Krenn setzt auf die virtuelle Welt
Ludwig Krenn hat viele Kunden in weiterer Entfernung – auch im Ausland, seit er seinen Onlineshop an den Start gebracht hat. Geplant war das so nicht unbedingt, doch das Netz kennt keine Grenzen.
Die Affinität zum Digitalen macht Krenn zu einem Pionier im Möbel-Metaverse. Und uns erleichtert es den Einblick in sein Geschäft. Rund sieben Stunden Fahrtzeit one way hätte die Outsiderin vom Heimarbeitsplatz in Nordbayern bis ins niederösterreichische Tulln an der Donau einplanen müssen, wo Ludwig Krenn sein Möbelhaus hat. Aber wir treffen uns im Metaverse.
Metaverse, was ist das eigentlich? Das Wort hat sich so eingeschlichen im Laufe der letzten Jahre. Man gebraucht es irgendwie, oft ohne zu wissen, wofür direkt. Wikipedia definiert es als digitalen Raum, der durch das Zusammenwirken virtueller, erweiterter und physischer Realität entsteht. Die Realität verschmilzt mit der virtuellen Welt, der User ist direkt dabei. Eine VR-Brille haben die meisten von Ihnen inzwischen vielleicht mal aufgehabt – die Outsiderin zuletzt bei einem virtuellen Flug über Europa mit Landung am schönen Tegernsee. Die Kinder waren so begeistert, dass wir gleich noch eine Runde gedreht haben: haarscharf vorbei am Eiffelturm, über die (noch) schneebedeckten Alpen bis nach Rom und übers Mittelmeer wieder retour. Auch durften wir einen Blick auf die singenden Windmühlen an der Südwestküste Portugals werfen.
In den USA geben Kinder angeblich schon einen größeren Anteil ihres Taschengeldes auf Roblox und Fortnite aus als für Bücher oder Süßigkeiten. Das steht zumindest im Metaverse-Bulletin des Digitalverbands BVDW. Gamer finden sich schon längst zurecht im Metaverse. Ganz aktuell scheint es zu einem der Zukunftsthemen auch für den Einzelhandel zu werden. Kein Tag vergeht, an dem nicht eine Einladung zu einer Metaverse- Tagung in die Redaktion flattert oder Reports und Gastbeiträge zum Thema angeboten werden.
Ludwig Krenn ist da schon ein paar Schritte weiter, was daran liegt, dass er einfach handelt. Vor zwei Jahren hat er David Scherngell kennengelernt, einen jungen Mann, der sich hobbymäßig schon ein paar Jahre lang intensiv mit 3D-Visualisierungen auseinandergesetzt hat, und hat ihn kurzerhand eingestellt. Ein eigener Programmierer für ein kleines Möbelhaus? „Es ist nicht ganz billig, aber das ist mir egal. Bevor ich mir ein neues Auto kauf, mach ich lieber das“, sagt Krenn pragmatisch.
Den Menschen das Wow entlocken
Ludwig Krenn ist seit 35 Jahren Möbelhändler. Den Onlineshop betreibt er seit gut zehn Jahren. Gerade Team-7-Produkte gehen in die ganze Welt. Krenn hat Kunden in München, Frankfurt, Hamburg und Berlin, in Italien und Liechtenstein. Im letzten Jahr hat er auch drei Container nach Shanghai verschifft und diverse Schlafzimmer nach Manhattan. „Die Kunden habe ich nie selbst gesehen“, sagt Krenn. Und: „Zuletzt habe ich mich immer häufiger gefragt: Braucht es überhaupt eine Ausstellung? Der Kunde soll doch auch sehen, wie es später in seiner Wohnung aussieht. Und vor allem, wie die Stimmung in welcher Situation ist. In Österreich werden so viele Ressourcen für Möbelhäuser verbrannt. Und dann kommt noch dazu: Wie aktuell ist überhaupt die Ausstellung?“
Jetzt Artikel freischalten:
- ✓ Zugang zu allen Artikeln auf INSIDE Wohnen
- ✓ INSIDE als E-Paper lesen
- ✓ Monatlich kündbar