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Abschwung im Möbelmarkt

Lichtblicke in harten Zeiten

14.12.2023 | 10:35

Das historische Hoch der Corona-Jahre plus das gestiegene Preisniveau lassen den anhaltenden Abschwung im Markt jetzt noch drastischer ausschauen. 20 bis 30 Prozent unter Vorjahr? In den letzten Monaten kein Einzelfall. Nach der mehrjährigen Schonzeit gehen die Insolvenzzahlen in diesem Jahr wieder durch die Decke. Kein Wunder, dass mancher sich fragt, was eigentlich werden soll aus dem Möbelmarkt. Ganz gezielt und subjektiv haben wir uns auf die Suche gemacht und Unternehmen gefunden, die auch jetzt noch wachsen: Formbar, Pickawood, Cubic, Noah Living und Metallbude.

Formbar
Marktplatz für Schreiner

„Wir wachsen stärker als im Vorjahr. Warum? Ich denke, dass unsere Möbel für unsere Kunden sehr persönlich sind“, sagt Alessandro Quaranta, zusammen mit Nikolas Feth Gründer des Maßmöbelanbieters Formbar. Für 2023 rechnet Quaranta mit einem Wachstum zwischen 20 und 30 Prozent. Finanzielle Unterstützung hat das Unternehmen im Jahr 2020 erhalten. Damals konnte die Formbar-Muttergesellschaft Okinlab 2 Mio Euro EU-Förderung an Land ziehen, die unter anderem in den Ausbau des Konfigurators investiert wurden. Diesen nutzen heute auch einige stationäre Möbelhändler. „Wir bekommen immer wieder solche Anfragen“, sagt Quaranta, mittlerweile Chef von gut 30 Mitarbeitern in Saarbrücken, die sich auf die Abteilungen Design & Service, IT, Produktion und Marketing aufteilen.

Neu aufgebaut in den letzten Jahren wurde auch ein Marktplatz für die knapp 80 angeschlossenen Schreiner. Die Plattform setzt auf eine Design-to-Production-Technolgie. Geht ein Endkundenauftrag bei Formbar ein, fließt dieser automatisch in ein geschlossenes Marktplatz-System. Zuerst werden die Aufträge den Schreinern in der unmittelbaren Nähe des Kunden angezeigt. Meldet sich keiner, wird der Radius erweitert. „Der Schreiner, der zuerst kommt, der bekommt auch den Auftrag. Wir gehen nicht über den Preis. Einen Preiskampf wollen wir auf keinen Fall“, so Quaranta, der auch sagt, dass Möbel, die über die Formbar-Website bestellt werden, gut 50 Prozent weniger CO2 verursachen als Möbel, die traditionell produziert werden. Großer Pluspunkt: Das Möbelstück wird fast immer in unmittelbarer Nähe des Käufers produziert. Auch die Lieferung und den Aufbau der Produkte übernehmen die Schreinerbetriebe. Ende 2022 brachte das Unternehmen die Produktreihe Pure Line mit reduzierter Fertigungstiefe auf den Markt, die dadurch preiswerter ausfällt. Auch diese Möbelstücke liefen aktuell sehr gut, sagt Quaranta. 

Pickawood
„Verbesserung aller Prozesse“

Im Februar 2020 war Pickawood-Gründer Tim Ehling auf dem INSIDE-Titel (INSIDE 1084). Die Customization-Welle schien unaufhaltsam zu rollen. Zwischenzeitlich sind vielversprechende Konzepte wie Deinschrank.de und Holzconnection in Schieflage geraten. Holzconnection gibt‘s nun bei Pickawood; Deinschrank.de wurde von den Gründern aufgefangen. Ein Selbstläufer sind Maßmöbel längst nicht mehr. Auch bei Pickawood sind die Deutschland-Umsätze momentan rückläufig. Aufgefangen werden kann das allerdings durch den Vorstoß in neue Märkte wie Benelux und UK, sagt Ehling heute. Am großen Ziel, die Milliarden-Schallmauer zu knacken, hält er fest. Kann noch dauern, momentan arbeiten für Ehling 50 Personen und erwirtschaften einen Jahresumsatz von 15 Mio Euro. Ehling: „Das Wachstum hat sich zwar spürbar verlangsamt, doch wir kommen sehr gut durch das Jahr.“

D2C-Maßmöbelanbieter werden oft unterschätzt, meint der Pickawood-Schöpfer. „Allerdings wird auch die Komplexität unserer Arbeit unterschätzt. Wir müssen verkaufen und gut vermarkten. Und wir müssen Regeln definieren für unsere Produzenten, damit nach der Bestellung des Kunden im Netz alles reibungslos funktioniert. Das alles schafft uns einen gewissen Burggraben gegenüber Wettbewerbern oder denen, die gerne Wettbewerber werden würden“, so Ehling, der die Möbel bei zehn Betrieben in Polen fertigen lässt. Aktuell liege der Fokus auf der Verbesserung aller Prozesse von Auftragsabwicklung bis Aftersales. „Die Kunden, die aktuell bestellen, müssen eine super Erfahrung über den gesamten Prozess haben. Wir investieren aktuell viel in Qualität und Service.“ 

Cubic
Umzug nach Modlos

Zwei Orte weiter vom Firmensitz in Weißenbach, und zwar in Modlos, hat der Outdoorküchen und -möbelhersteller Cubic Outdoor Living gerade mit dem Bau eines neuen Werks begonnen. „Wir müssen erweitern und die Produktionswege effizienter machen”, sagt Vertriebschef Christian Müller. Cubic ist seit 2016 in der Produktion von Outdoorküchen unterwegs; hervorgegangen ist der Anbieter aus den Herrenhaus – Werkstätten für Wohnkultur, die seit über 70 Jahren Park- und Terrassenmöbel fertigen.

2.700 qm soll die neue Produktionshalle umfassen, weitere 900 qm sind für Büros und Showroom vorgesehen. Die insgesamt 35 Mitarbeiter werden voraussichtlich im kommenden Sommer in die neuen Räumlichkeiten umziehen können. Die obligatorische Frage nach der wirtschaftlichen Lage beantwortet Müller so: „Die Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen hat dieses Jahr sicherlich keiner. Wir sind gut auf Vorjahr. Ich würde sagen: Mit einem blauen Auge davongekommen.“ 

Noah Living
Rekordmonat Oktober

Dario Schröder vom Berliner Polstermöbel-Direktvermarkter Noah Living berichtet vom stärksten Monat der noch jungen Firmengeschichte, dem Oktober 2023. Schröder: „Wir setzten weiter auf eine starke Marke, mit der sich unsere Kunden identifizieren können. Und auf den richtigen Marketingmix kommt es an.“ Schröder und sein Partner René Martens wollen das Sortiment weiter ausbauen. Aktuell gibt es vom Berliner Start-up ein modulares Sofa, ein Bett und Kissen zu kaufen. „Wir wollen nun in den Wohnbereich vordringen“, so Schröder. Demnächst bietet Noah auch eine Tisch-Kollektion sowie passende Stühle an. 

Metallbude
Dynamisches Detmold 

Wenn man gerade mal drei Jahre alt ist, entwickelt man sich im Vergleich zu einem Senior eher im rasanten Tempo weiter. Gilt nicht nur für Menschen, auch für Neugründungen. Dessen sind sie sich in der Metallbude bewusst. „Der allgemeine Branchentrend ist daher für uns als Start-up beziehungsweise Scale-up nicht relevant“, sagt Maik Huebner, Head of Marketing & Communications. Locker flockig, so kommen die Detmolder um Co-Gründer Dennis Siemens rüber. Im Geschäftlichen steht aber auch viel Strategie dahinter. Das Jahr 2022 hat das Team mit etwa 4 Mio Euro Umsatz abgeschlossen. Und im Möbel-­Krisenjahr 2023? „Wir planen mit 6,4 Mio Euro und gehen davon aus, dass wir das auch erreichen.“ Gerade sind die Metallheads in die Expansion gestartet. Generell will die junge Firma in jedem Länder-Markt 85 Prozent über den eigenen Onlineshop umsetzen, den Rest mit Handelspartnern on- wie offline. Im DACH-Markt gibt es die Artikel beispielsweise über Westwing oder Ambiendo. Wie Huebner andeutet, könnte bald auch ein überregional bekannter Händler mit im Boot sein. Ganz frisch ist auch der Schritt in neue internationale Märkte: In Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Schweden und Dänemark sind die Artikel nun auch erhältlich. Dieser Schritt war eigentlich erst für 2024 geplant. Verkauft, geworben und vermarktet wird auf Englisch, im eigenen Shop, via Facebook, Instagram und Google. Und in Skandinavien haben die Metaller den Fuß nun auch im stationären Handel, der über Agenten bedient wird. Natürlich will Metallbude künftig auch in weiteren Ländern ein Name sein (der sich übrigens trotz Internationalisierung nicht ändert). Die Detmolder bleiben weiter dynamisch

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