Ein Plan fürs Comeback im Hochwertmarkt
Alliance belebt Ambienta als Dachmarke wieder
Der Alliance-Verband in Rheinbach setzt nach einer längeren Umbruchphase beim Neuaufbau auf unkonventionelle Ideen und die neue Führungsriege um Jürgen Feldmann. Ein wichtiger Teil davon: Marc Mispelkamp.
„Marc, ich brauche dich hier.“ Das war offenbar der Satz, den Jürgen Feldmann zu Marc Mispelkamp gesagt hat, als er ihn davon überzeugen wollte, dass der Alliance-Verband Rheinbach Mispelkamps neue berufliche Heimat werden muss. Muss im Mai oder Juni vor einem Jahr gewesen sein. In Rheinbach stand die doch recht komplexe Übergabe in der Führung – nach dem Abschied von Thomas Eck – von Verbands-Legende Joachim Bringewald dann mal wirklich an. Feldmann, seit 2019 beim Schwesterverband Küchenring und als übergeordnete Kraft auch fürs Wohnen auserkoren, baute sein Team. Und eins war klar. Das Team muss in Zukunft beim Thema Konzepte und Handelsmarken einen amtlichen Zacken zulegen.
Seitdem ist viel passiert, im Markt, im Verband. Bringewald hat sich zur Ruhe gesetzt in diesem Frühjahr. Daniel Borgstedt, Marko Steinmeier und Feldmann bauen um. Mittendrin: Netzwerk-, Produkt- und Marketing-Aktivist Mispelkamp. Eine interessante Boy-Band, die weiß, dass sie zu männerlastig ist. Eine Art kleines Zukunftsgremium um Eva Brotz (Mega Möbel/Brotz), Felix Peeck (Möbel Peeck) oder Alisa Fenchel (Fenchel Wohnfaszination) wird eingebunden. Und Mispelkamp, gestartet einst bei Schieder, weit gesprungen zu Drifte in Moers, bei Vater Wolfgang Mispelkamps Wohn-Art-Studio in Mönchengladbach nie ganz sesshaft geworden und dann auf eine weite Reise von Brühl + Sippold bis in die Selbstständigkeit gegangen, bevor er 2014 bei Garant anfing, Mispelkamp schiebt überall mit an. Das neue Arbeitsmotto in Rheinbach hat er mitgeprägt: „Alles wird heute der Frage untergeordnet: Wie helfen wir den Mitgliedern Frequenz zu schaffen.“
Vor einem Jahr, als der Garant-Verband vermeldete, dass ihr Hochwert-Mann Mispelkamp freigestellt worden sei und Rheinbach kurz darauf bestätigte, dass Mispelkamp zum Jahreswechsel nach Rheinbach kommen werde (INSIDE 1115), fragten sich schon viele, was es mit diesem Wechsel denn bitte auf sich haben soll. Mittlerweile ist es klar. Ein neuer Markenaufbau ist eins der Themen, die Feldmann und Mispelkamp ausgetüftelt haben.
Dieser Markenaufbau soll das Zeitalter der 20 etwas undefinierten Handelsmarken in Rheinbach ablösen, hat es teilweise auch schon. Nach dem Casada-Relaunch im vergangenen Herbst ist jetzt – wenig überraschend – die Hochwertabteilung dran. Wenig überraschend? Einerseits nicht, denn Mispelkamp hat einst bei Garant das Hochwertmodul mächtig belebt und mit Brand Zero auch eine neuartige Plattform für Hochwertmarken- und Vermarkter geschaffen. Einerseits aber dann doch wieder sehr, denn in Rheinbach war die damals kontinuierlich abgeschmolzene Hochwertmarke Ambienta vor vielen Jahren ins stille Kämmerlein verfrachtet worden.
Da soll sie wieder raus. Ambienta wird als Dachmarke wiederbelebt, der Entschluss steht länger fest. Unter dem Dach sollen sich in Zukunft Ambienta Goodbrands für die Hochwertmarken und -vermarkter, Ambienta Naturals für die nachhaltigen Themen oder im Ambienta-Einstiegsbereich ein ganz neues Thema als Handelsmarke und -thema profilieren: Ambienta Loft.
Mitte August präsentierten Mispelkamp und Borgstedt einer rund 30-köpfigen Runde aus Verbandshändlern ihre Ideen. Einfach formuliert: eine Art Bolia mit Zirkusfläche im Mittelpunkt für den Mittelstand. Lieferanten: DFM, Candy und Nobilia (Wohnen!). Eine junge Ansprache im Wohnen, lifestylig aufgemacht, am PoS von 200 bis 1.600 qm zu inszenieren, Shop-in-Shop oder als Monobrand. Das Ganze soll auch ein Existenzgründerthema werden. Der Kick-off ging über zwei Tage im Leonardo-Cube in Bad Driburg-Herste. Erste Flächen sollen bald in den Handel kommen. Mispelkamp: „Der Zuspruch war top. Ich bin guten Mutes, dass wir richtig liegen mit dem Konzept. Passt genau in die Zeit.“ Offenbar bahnt sich auch schon ein erster Neuzugang im Verband an, der auch auf dieses Thema setzen will.
Wenngleich es trotz allem ein ziemlicher Kraftakt werden dürfte, das bekanntlich komplexe Hochwertthema als Ganzes in Rheinbach wachzuküssen. Mispelkamp will ihn vor allem mit Leichtigkeit und Ideen angehen, sagt er. Viel davon wird er brauchen. Der direkte Wettbewerb im Verbandslager ist auf dem Feld auf Zack. Garant hat im Modul Wohndesign aktuell etwa 100 Händler, darunter Häuser wie Hüls in Fürth, Christmann in Langenberg oder Böhmler in München. Der EMV wiederum versorgt mit Contur rund 80 Lizenznehmer mit einem ausgetüftelten Servicepaket und „nur echten Exklusivmodellen“, wie es in Fahrenzhausen heißt, zudem gibt es ein neues Contur-Konzept für Citylagen. Die Ambienta-Loft-Zielgruppe wird mit Raumfreunde schon länger für derzeit rund 55 Lizenznehmer bespielt. Und mit Stilkoncil wurde 2019 auch noch ein eigener Premiumverband ins Rennen geschickt, dem allerdings noch der Zug fehlt. Zusammen planen die Einkaufspartner im Herbst dem Hochwertsegment auf der EMMK-Messe auch wieder eine Fläche zu geben – gemeinsam. Gab es bisher nicht. So einen quirligen Kopf wie Mispelkamp gibt es aber auch nicht zweimal.