Die Problematik beschreibt die Bega-Führung in einer Mitteilung von Montagnachmittag selbst schon ganz zutreffend: „Die Lutz-Gruppe hat sich mit 50 % an der polnischen Firma Black Red White beteiligt. Dadurch ist für die Bega-Gruppe eine ungewollte und ungewöhnliche Situation entstanden: Ein wichtiger Kunde der Bega-Gruppe arbeitet mit einem wichtigen Lieferanten der Bega-Gruppe zusammen. Dies widerspricht dem Geschäftsmodell der Bega-Gruppe.“
BRW ist, was das Volumen angeht, Lieferant Nummer 2 in Lügde. Nummer 1 ist Szynaka. Die Drucksituation für Lügde liegt auf dem Tisch: Möbelproduktion und -kapazitäten sind ein rares und teures Gut in diesen Tagen. Und bei dem Bega-Volumen von 622 Mio Euro Jahresumsatz im Jahr 2021 ist ein Lieferant wie BRW nicht so leicht zu ersetzen. Der Vertrag mit BRW, der für Bega die Vermarktungsrechte für Deutschland und zahlreiche weitere westeuropäische Länder beinhaltet, läuft – Stand heute – bis Ende 2024.
Die Botschaft aus Lügde nach der Bekanntgabe des Lutz-BRW-Deals ließ somit nicht lange auf sich warten. Die Holding-Chefs Thorsten Hilpert, Niko Johns und Rüdiger Schliekmann kommentieren sie so: „Nach den Gesprächen mit der Firma Lutz sind wir überzeugt, dass die Firma Lutz vornehmlich an der Übernahme und Entwicklung der umfangreichen Einzelhandelsaktivitäten der Firma Black Red White interessiert ist. Das bisherige Management der Firma Black Red White bleibt unverändert im Amt und verantwortet allein und unabhängig von der Firma Lutz alle Produktionsaktivitäten. Vor diesem Hintergrund haben wir entschieden, die Zusammenarbeit mit der Firma Black Red White fortzusetzen.“
Kunden, die Exklusivmodelle aus Lügde beziehen, die wiederum von BRW kommen, werden nun ganz sicher genauer hinsehen. Lügde: „Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten und beweisen, dass es auch in der neuen Konstellation, die natürlich nicht ganz einfach ist, funktioniert.“ Die Bega-Geschäftsführung muss aber auch noch auf folgenden Fakt hinweisen: „Die Firma Black Red White Polstermöbel GmbH & Co. KG ist eine 100 % Tochter der Bega-Gruppe. Sie hat nichts mit den oben beschriebenen Vorgängen zu tun und steht zurzeit in keiner Geschäftsverbindung mit der polnischen Firma Black Red White."
Nach dem moebel.de-Deal sind die 50 Prozent an BRW der zweite Lutz-Hammer in wenigen Monaten, der einmal mehr deutlich macht, wo die Reise der Welser im europäischen Möbelmarkt hingeht: überall eben.